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Der Agentur-Nachwuchs wehrt sich und fordert eine Diskussion auf Augenhöhe

Von Katharina Stein 13.8.2013 ~4 Minuten Lesezeit

Das Problem mit dem mangelnden Agentur-Nachwuchs, brauche ich sicher nicht nochmal zu erklären – davon hat ja mittlerweile jeder gehört. Doch das Problem bekommt langsam eine neue Facette. Anstatt sich im Sinne beider Seiten anzunähern, scheint man sich eher zu entfernen und gegenseitig zu verärgern. Was den Agentur-Nachwuchs nun dazu gebracht hat sich öffentlich über die einseitige Betrachtung der Agenturen zu beschweren. Richtig so! :)

Bislang hat man mehrheitlich Statements und Meinungen von der Agentur- oder Verbandsseite gelesen und gehört. Doch nun meldet sich die studentische Kommunikationsagentur Werbeliebe der Hochschule Pforzheim auf Facebook zu Wort.

Mit einem Thesenpapier und dem sehr treffenden Slogan „Wertschöpfung beginnt bei Wertschätzung“ fordern sie Agenturen und den GWA Gesamtverband Kommunikationsagenturen e.V. zu einem ehrlichen Gespräch und vor allem Dialog auf Augenhöhe auf.

Die Thesen der Studenten und Initiative:

In ihrem Thesenpapier hinterfragen sie zum einen, ob es überhaupt einen Nachwuchsmangel gibt. Laut einer Kienbaum Studie haben Firmen keine großen Probleme Marketing Mitarbeiter zu rekrutieren. Werbeliebe schlussfologert, dass es genug fähige Leute gibt, sie sich nur nicht bei den Agenturen bewerben. Hierbei muss man zwar schon dagegen halten, dass auf der Firmenseite die Nachfrage im Verhältnis sicher etwas kleiner ist. Jedoch stimmt es, dass viele Kreative sich von Firmen à la Google oder Start-Ups mittlerweile mehr angezogen fühlen als von Agenturen.

Des weiteren argumentieren sie, dass das Einstiegsgehalt nicht das einzige Problem der Agenturen ist. Auch die Perspektiven sind schlecht. Selbst nach Jahren kann man teils nicht mal mit dem Niveau „anderer Einstiegsgehälter“ rechnen.

Das verärgert natürlich besonders vor dem Hintergrund, dass so manche Agentur beim Nachwuchs spart, aber sich andererseits z.B. repräsentative und teure Büros gönnt. Natürlich liegt das Argument nahe, dass man das braucht, um entsprechende Kunden zu akquirieren. Aber hier sollte schon ein Gleichgewicht ersichtlich sein – und nicht nur ein Schein gewahrt werden. Denn Werbeliebe weist zurecht darauf hin, dass die Mitarbeiter der zentrale und einzige Produktionsfaktor von Agenturen sind – wer tatsächlich Wert auf Qualität legt, sollte zuerst an dieser Stelle investieren.

Und wenn dann auch noch keine Weiterbildungsmöglichkeiten gegeben sind, Unmengen von Überstunden nicht bezahlt werden oder der Chef mal wieder seine Witze à la „Wie? Um 18.00 Uhr schon nach Hause? Machste Teilzeit?!“ zum Besten gibt – fühlt man sich nicht gerade motiviert, die enorme Leistung, die jedoch eingefordert wird, zu erbringen. Wertschätzung derjenigen, von denen man eigentlich abhängig ist, sieht anders aus!

In der Tat könnte man sich fragen, warum es eigentlich „Nachwuchs-Mangel“ oder „Nachwuchs-Problem“ genannt wird?! Ist es vielleicht nicht eher eine Struktur-Krise der Agenturen?

Die andere Seite

Aber auch ich will hier nicht einseitig sein! Natürlich gibt es Bereiche und Branchen in denen tatsächlich der Nachwuchs bzw. das Fachwissen beim Nachwuchs fehlen. Hier müssen auch unter anderem die Ausbildungsstätten dem Nachwuchs dazu verhelfen, notwendige Qualifikationen zu erlangen – das ist vor allem bei uns, in der Live-Kommunikation, ein großes Problem.

Aber auch der eine oder andere Nachwüchsler sollte an einem ausgeglichenen Selbstbewusstsein arbeiten ;) Oft wird einem erst nach ein paar Jahren in der Berufswelt klar, dass man nach der Uni noch nicht wirklich viel weiß, auch wenn man das meint. So zumindest mein persönlicher Eindruck.

Ein gleichberechtiger und ernst gemeinter Dialog hilft uns allen

Auch wir haben bereits an anderer Stelle zum Ausdruck gebracht, dass uns die Diskussion zum Thema teils recht einseitig erscheint. Erfreulicherweise hat hier der Famab, Verband für Direkte Wirtschafts­kommunikation, sogar schon früher auf unsere Diskussion bei Facebook reagiert. Ein generationenübergreifendes Treffen zum Thema soll am 9. Oktober 2013 in Düsseldorf stattfinden.

Laut W&V möchte auch der GWA einen „Roundtable“ initiieren und auch die Studenten-Agentur Werbeliebe einladen. Ich bin sehr gespannt, wie viel Augenhöhe am Ende tatsächlich zugelassen wird und ob auch unbequeme Forderungen ernsthafte Beachtung finden.

» Das Thesenpapier als PDF mit Quellen-Links

» Mehr über Werbeliebe auf Facebook

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