Artikelbild für: Professionelle Event-Inszenierung ist Teamarbeit: der Eventmanager ist Generalist und braucht Spezialisten

Professionelle Event-Inszenierung ist Teamarbeit: der Eventmanager ist Generalist und braucht Spezialisten

Von Katharina Stein 7.4.2014 ~5 Minuten Lesezeit

Lange glaubte man ein Eventmanager müsse alles können, ein Event mit all seinen Facetten alleine konzipieren, planen und umsetzen. Das war vielleicht mal so, aber heute ist Eventmarketing dermaßen komplex, dass es eine Vielzahl verschiedener Spezialisten braucht. Der Eventmanager ist dabei der Generalist, der mit ästhetischem Gespür die gesamte Planung und Durchführung im Auge behält, sagt Christian Schmachtenberg. Der Kreative ist er dabei aber fast nie.

Neben den Aufgaben eines Eventmanagers, spricht Christian Schmachtenberg, Kreativdirektor bei MDLab in München / Seoul und Dozent für räumliche Inszenierungen an der DHBW Ravensburg, im Interview über Raumkonzepte, Interaktion und Trends – ein interessanter Rundumschlag zum Thema Event-Inszenierung und -Dramaturgie.

» Interview-Reihe aus dem Buch „Alles nur Theater“

Interview mit Christian Schmachtenberg über Rauminszenierung, die Aufgaben des Eventmanagers und Trends im Eventmarketing

 

Das Interview führte Ricarda Merkwitz, Mitautorin des Buches „Alles nur Theater“.

Ricarda Merkwitz: Welche Bedeutung hat der Raum für die Inszenierung von Events?

Christian Schmachtenberg: Der Raum als Ort der Inszenierung eines besonderen Ereignisses muss Magie ausstrahlen, die sich in den Köpfen der Besucher manifestiert. Event-Inszenierungen müssen Sinn machen, d. h. eine klare Botschaft vermitteln, die im Raum mit klaren Bildern umgesetzt wird. Dabei ist es wichtig, sich auf eine Idee zu fokussieren und diese auf intelligente Weise gestalterisch umzusetzen. Der Raum bildet quasi den Rahmen des Events. In diesem Rahmen begegnen sich die Besucher. Der Besucher sollte schon beim Betreten des Raumes, also beim ersten Schritt, eine besondere Atmosphäre spüren. Eine Atmosphäre, die ihn einstimmt auf die bevorstehende Veranstaltung und die zugleich die Grundidee und die Hauptaussage des Events widerspiegelt.

RM: Was sind die Grundlagen für ein erfolgreiches Raumkonzept?

Christian Schmachtenberg: „Form follows content“, das bedeutet, die Botschaft muss in der Inszenierung des Raumes zum Ausdruck kommen; Ideen müssen sichtbar gemacht werden. Das heißt, ich kann die Event-Location erst dann auswählen, wenn ich die Grundidee des Events festgelegt und die Botschaft formuliert habe; auf dieser Basis entsteht dann das Konzept. Die Entwicklung des Konzeptes sollte einhergehen mit den Überlegungen zur Umsetzung der Ideen. Die Entscheidung für einen Raum, bzw. für eine Location und deren Gestaltung ist also immer abhängig von der Grundidee des Events. Der Raum bietet Aufenthalts- bzw. Erlebnisqualität.

RM: Mit welchen Mitteln können die Teilnehmer von Events interaktiv einbezogen werden?

Christian Schmachtenberg: Interaktive Elemente können heute sehr leicht über technische Mittel realisiert werden. Tablets, Kinect Technologien, Scanner usw. können eingesetzt werden, um die Teilnehmer interaktiv einzubinden. Ich kann z. B. die Schatten der Besucher auf eine große Leinwand projizieren, auf der sich dann Menschen begegnen, die im Raum gar nicht nebeneinander stehen; sie beginnen dann mit ihren Schatten zu kommunizieren und zu spielen. Überhaupt ist das Spiel und auch der Spaß und die Freude am gemeinsamen Erleben ein wichtiges Element von Events. So verankern sich Botschaften einfacher im Kopf.

Eine andere Option ist das gemeinsame Gestalten der Gäste. Das kann ein Bild sein, das gemeinsam kreiert wird oder eine Besucherwand auf der sich jeder Teilnehmer mit seinem Namen oder einem Statement verewigt, wie ich das z. B. für ein Technologiemuseum in Korea plane, wo jeder Besucher seinen Namen aufschreibt, der dann in eine Wand des Museums gelasert wird. So gestaltet in gewisser Weise jeder Besucher einen kleinen Teil des Museums mit.

RM: Worin besteht die Aufgabe des Eventmanagers bei der Inszenierung von Events?

Christian Schmachtenberg: Events zu veranstalten ist Teamarbeit. Es braucht im Grunde immer ein Team von Kreativen, Eventmanagern, Technikern usw., um Events zu planen, zu inszenieren, zu organisieren und durchzuführen.

Der Eventmanager ist der Generalist, der die gesamte Planung und Durchführung des Events verantwortet. Er muss ein ästhetisches Gespür haben und in der Lage sein, die Inszenierung zu beurteilen (das können nur sehr wenige). Für die Entwicklung der dramaturgischen Ideen braucht es Kreative, die auf Eventinszenierungen spezialisiert sind. Hierbei handelt es sich um einen arbeitsteiligen Prozess. In den seltensten Fällen ist der Eventmanager zugleich der Kreative, der die Ideen entwickelt. Für die professionelle Konzeption, Inszenierung, Organisation, die technische Umsetzung und die Budgetkontrolle braucht es Spezialisten, die zugleich hervorragende Teamplayer sind. Hier gilt es die Ausbildung zu verbessern! Ein Eventmanager ist oft kein Kreativer.

RM: Worin sehen Sie zukünftige Trends für Events?

Christian Schmachtenberg: Ich denke Events werden kleiner und feiner, d. h. weg von der großen, aufwendig inszenierten „Show“ hin zur einfachen aber überzeugenden Idee. Es entwickeln sich schon heute neue Formate zum Teil selbstorganisierter Events wie BarCamps, TEDx Events oder Flashmobs, die aus einer Community heraus entstehen und immer weniger starren Regeln folgen. Die sich immer schneller entwickelnden technischen Möglichkeiten werden zukünftig eine große Rolle bei der Kommunikation von und über Events spielen, aber während des Events liegt der Schwerpunkt auf der Begegnung. Ich sehe einen Trend weg vom Digitalen hin zum Analogen, ich würde sagen zum Neoanalogen; d. h. reale Begegnungen von Menschen werden wieder wichtiger. Kreation wird immer wichtiger, genauso wie Geschichten erzählen, somit kommt dem Storytelling, dem Einbeziehen des Teilnehmers in eine spannende und emotionalisierende Geschichte, eine immer größere Bedeutung zu. Für die Events werden zunehmend auf einfache Mittel zurückgegriffen. Dieses „back to the roots“ bedeutet, intelligente Lösungen zu finden, die ohne großes Budget Teilnehmer begeistern und Spaß und Freude und die daraus resultierende Botschaft vermitteln. Wichtig ist es, Authentizität herzustellen und über die Inszenierung Emotionen auszulösen und ein bestimmtes Lebensgefühl zu transportieren.

Dieser Artikel hat Dir gefallen?

Abonniere jetzt den kostenlosen eveosblog Newsletter! Erhalte alle 14 Tage die besten & neusten Artikel per E-Mail. Dazu gibt es die Netzlese: Trends und Aktuelles aus dem Internet. Exklusiv nur im Newsletter!

» Newsletter abonnieren
Teile diesen Artikel
– Werbung – Werbeanzeige

Lies diese Artikel als nächstes…