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App statt Meeting: Talko will Meetings und Anrufe neu erfinden

Von Katharina Stein 24.9.2014 ~5 Minuten Lesezeit

Live-Meetings zu reduzieren hat mehrere Vorteile. Zum einen sind die meisten Meetings überflüssiger und kontraproduktiver als man denkt. Zum anderen tut man der Umwelt einen Gefallen, wenn man auf ggf. weitere Anfahrtswege auch mal verzichtet. Alternativen zu Live-Meetings gibt es ja bereits einige: von der einfachen Telefonkonferenz über Skypen bis zu Google Hangouts. Nun kommt seit gestern eine brandneue App dazu, die nicht nur Meetings, sondern unsere Kommunikation neu erfinden möchte: Talko.

Talko will nicht nur Telefonkonferenzen erleichtern und optimieren, sondern dazu verhelfen mit unserer Stimme Dinge zu erledigen, heißt es auf der Website. Der Begründer Ray Ozzie, der bereits mit Lotus Notes in den 80ern die Zusammenarbeit von Teams erleichtern wollte und später Chief Software Architect bei Microsoft war, geht in einem Interview mit Steven Levy sogar einen Schritt weiter: was sie letztlich probieren sei, Telefonanrufe neu zu erfinden.

Warum müssen Telefonanrufen neu erfunden werden, mag man sich jetzt fragen? Weil sie in unsere flexible und beschleunigte Welt nicht mehr so richtig reinpassen, sagt Ozzie. Wir geben E-Mails, Textnachrichten oder Foto-Apps den Vorzug, weil wir so miteinander kommunizieren können, wann und wo wir wollen – Sender und Empfänger! Bei einem klassischen Anruf entscheidet zumeist der Anrufer, wann der Angerufene Zeit zu haben hat – „caller hegemony“ soll das unter Insidern heißen. So gerät der gesprochene Austausch ins Hintertreffen, was für Ray Ozzie aber ein Nachteil ist. Denn gesprochene Worte ermöglichen deutlich besser miteinander zu kommunizieren als Texte oder Bilder: vornehmlich meint er damit den besseren Ausdruck von Emotionen. Und so möchte er mit Talko eine App einbringen, die die gute alte Lautsprache im Kontext der Onlinekommunikation wieder zeitgemäß, attraktiv und effizient macht.

Bevor auch diesmal, wie zuvor bei den Webinaren, die Angst umgeht, Live-Treffen könnten damit an Bedeutung verlieren: nein, das ist ganz sicher nicht der Fall und wird meiner Meinung nach auch nie der Fall sein. Wir und alle anderen wissen, dass ein persönliches Treffen noch bessere Kommunikationsmöglichkeiten und viele andere Vorteile bietet. Aber es ist auch klar, dass man sich nicht immer live treffen kann – und wie zu Beginn erwähnt, im Sinne der Umwelt auch nicht immer sollte – daher könnte Talko eine spannende Ergänzung für Meetings und eine interessante Entwicklung innerhalb der Kommunikation an sich sein.

Was kann Talko?

talkoDie App funktioniert in etwa so wie bekannte Messanger Apps, ist aber gezielt auf Meetings ausgerichtet. Keine große Überraschung: Über Talko kann man miteinander sprechen. Vorteil dabei ist jedoch, dass die Gespräche aufgezeichnet werden, man bei Bedarf noch mal reinhören und bestimmte Bereiche mit Tags markieren kann, um sie leichter wiederzufinden. Man kann auch gesprochene Nachrichten aufzeichnen und verschicken, z.B. wenn Team-Mitglieder gerade nicht online sind. Textnachrichten gehen aber natürlich auch. Bilder mit Teilnehmern zeitgleich teilen und anschauen soll ebenfalls sehr unkompliziert funktionieren.

Was sich zunächst so semi-spektakulär anhört, wird interessanter, wenn man sich den realen Einsatz etwas genauer vorstellt. Denn mir scheint, dass es hier weniger um die Funktionen an sich, sondern mal wieder um die Einfachheit und vor allem den fließenden Übergang zwischen Live- und Online-Kommunikation geht. Hierzu ein Ausschnitt und Beispiel aus dem bereits erwähnten Gespräch mit Ray Ozzie, das das ganz gut vermittelt.

[…] At one point, Ozzie wants to show me something on the app. We both pull out our iPhones and connect with each other; actually, in that moment, we reconnect to a conversation we’ve been having all month that’s been recorded and archived in the app. I think my editor might be interested in the discussion, so we expand the conversation to include him. He’s unable to join us at the moment—I should have known, because the app lets me see that he’s walking around somewhere on the West Coast—but I shoot a photo for him to look at anyway, and Ozzie and I continue talking. Later, my editor will listen to that part of conversation and see the picture at the moment we shot it. And he’ll have the option to comment, perhaps kicking off a longer discussion down the road, either by convening us together in real time or continuing in the same piecemeal fashion as today.[…]

Kritisch könnte es in Deutschland wieder und zurecht beim Thema Sicherheit und Datenschutz werden. Firmengespräche über Interna sowie die zahlreichen Daten der Mitarbeiter weiß man lieber in guten und geschützten Händen!

Mit dem Launch von Talko am gestrigen 23. September 2014 ist die App zunächst nur als iOS-App erhältlich. Entsprechende Versionen für Android und als Web-App sollen bald folgen.

Fotos: Talko

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