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Alles Event? – Ein satirischer Jahresrückblick 2014

Von Wolf Rübner 20.1.2015 ~4 Minuten Lesezeit

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Die Eventisierung aller Lebensbereiche war auch im abgelaufenen Jahr nicht aufzuhalten. Selbst die sonst so sauertöpfische FAZ ließ sich hinreißen, für Sportveranstaltungen „Mehr Drama, Baby!“ zu fordern. Man traut sich kaum „Eventmanager“ als Berufs-bezeichnung anzugeben, seit ein sog. Eventmanager namens Manfred Schmidt eine Compliance-Musterveranstaltung für einen gewissen Herr Wulff ausgerichtet hat. Eventagentur ist ein erschreckend altmodisches Wort angesichts der coolen Wortschöpfungen der Agentur-Szene, um sich zu positionieren. Manches erinnert an Posing. Hier meine Flops und Tops des Jahres 2014.

Mitteilungen des Standesamtes

1. Die verkaufte Braut: ein reicher Wuppertaler Kaufmann schnappt sich die künstlerisch begabte Tochter einer verarmten Hamburger Patrizierfamilie – will sagen, die kreativ kränkelnde Agentur Vok Dams heiratet die nicht ganz so erfolgreiche Kreativ-Agentur CE+Co (arm aber sexy).
2. Das EU-Baby: Die Eltern konnten sich auf keinen Namen einigen, daher bekommt das Neugeborene gleich 27 Namen – will sagen, in Brüssel eröffnet das europäische Agenturen-Netzwerk 27names ein eigenes Büro in Brüssel und installiert einen Geschäftsführer. Gratulation!
3. Scheidung bei den Nüssli’s: Ein schweizer Familienoberhaupt macht sich aus dem Staub und gründet eine neue Familie. Die verlassene Ehefrau heiratet umgehend den schon etwas älteren Schreiner Ernst F. Ambrosius – will sagen, Ex-Nüssli-Chef verläßt über Nacht das Unternehmen und zieht 40 Mitarbeiter nach. Präsidentin Isabelle Nüssli füllt die Lücke mit dem Kauf des deutschen Messebau-Unternehmens Ernst F. Ambrosius & Sohn gegr. 1872 GmbH.
4. Zeche adoptiert Zelt: Wer Kohle hat, dem gehört die Welt – will sagen, die RAG-Stiftung erweitert ihr Beteiligungs-Portfolio um die Röder Zeltsysteme und Service AG. Der Stiftungsvorstand scheint ein Camping-Freund zu sein.

Neues aus Hybrid-City

Wuppertal ist ja nicht nur einer der regenreichsten Regionen Deutschlands, sondern liegt auch ständig im Nebel. Das hat sowohl meteorologische als auch literarische Gründe, denn ab und zu wabern Wortnebel durchs Tal. Ihren Ursprung haben sie meistens bei den Strategen, die in der Katernberger Straße 54 residieren.
Tusch!!! In aller Bescheidenheit deklarieren sie Live Campaigns als die Zukunft des Marketings schlechthin. Bild brachte eine Sonderausgabe, die Tagesschau unterbrach das laufende Programm. Das staunende Publikum erfährt, dass „Events zum Epicenter einer 360°-Kommunikation werden, die permanent mit Content versorgt wird.“ Da braucht man künftig starke Nerven.
Wir besuchen die Presseabteilung: „Das Hamburger creative.solutions-Team der Kommunikations- und Live-Marketing Agentur Vok Dams hat sich tatkräftige Unterstützung an Bord geholt, um den creativen Output und die 360-Grad- Kompetenz in der direkten Kommunikation weiter zu verstärken. Die Creative-Division baut konsequent das Beratungsgeschäft in der Multichannel-Kommunikation als Erweiterung des bisherigen Angebots der Kommunikations- und Live-Marketing Agentur aus und folgt damit dem vielfachen Kundenwunsch nach ganzheitlichen Kreativansätzen und -lösungen.“ Mehr Marketing-Voodoo geht nicht.

Das Orakel von Rheda-Wiedenbrück

Mit einer schicksalsschweren Botschaft erschütterte FAMAB Research im September die deutsche Marketing-Community – mit einer Studie zur „Zukunft des Marketing“. Die einen erfinden das Marketing der Zukunft und die anderen die Zukunft des Marketing. Das ist mal perfektes Ping-Pong.
Die Stichprobe ist, sagen wir einmal, eigenwillig, das Zahlenwerk (Hochrechnung für 2014/Prognose für 2015) recht kurzatmig, der Begriff „Direkte Wirtschaftskommunikation“ nur dem FAMAB geläufig. Auch der Unterschied zwischen Marketing und Marketing-Kommunikation scheint nicht bekannt zu sein. Schwamm drüber. Nachdem ich drüber geschlafen habe, stelle ich mit Schrecken fest, dass Marketing gar keine Zukunft hat, sie endet nämlich dieses Jahr…

Die Meistersinger von Nürnberg

Nahezu unbemerkt von der Branchen-Öffentlichkeit entstand in den letzten 15 Jahren in Nürnberg ein Marketing-Chor der besonderen Art. Vertikom hat den Stein der Weisen zwar auch entdeckt. Sie nennen ihn das Neue Marketing. Doch geschenkt, Sixtus Beckmesser. Denn ganz ohne Getöse und Wortgeklingel ist ein meisterhafter Chor aus sich ergänzenden Unternehmen entstanden, die eine Vision und eine Mission haben, Werte für sich proklamieren und über ein klares Selbstbild verfügen. Vielleicht ist ja das Wetter in Nürnberg besser.

Die Nachricht des Jahres…

kam ganz zum Schluss – am 5. Dezember 2014. Die Dortmunder Messegesellschaft ist ab 2016 Veranstalter der „Best of Events“. Glück auf!

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