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Nachwuchs in der Eventbranche – Ausbildung, Chancen & Einstellung. Eindrücke des Qualitätskongresses 2010

Von Katharina Stein 26.11.2010 ~9 Minuten Lesezeit

Letzte Woche fand der Qualitätskongress in Oberhausen statt. Eine Konferenz, die speziell auf den Nachwuchs der Eventbranche ausgerichtet ist. Angehenden Veranstaltungskaufleuten sowie Veranstaltungstechnikern werden Einblicke in reale Anforderungen und den Berufsalltag gegeben. Aber wie ist er so, der Event-Nachwuchs? Bereit für die Berufswelt?

An namhaften und qualifizierten Referenten, die praktisches Wissen sympathisch und kompetent weitergaben, mangelte es beim Qualitätskongress wirklich nicht! Das war schon ein toller Mehrwert für die Schüler! Aber um die Referenten ging es bei der Veranstaltung eigentlich nicht. Es ist der Nachwuchs, der im Mittelpunkt stand und in erster Linie gefördert werden sollte. Daher steht in diesem zweiten Artikel zum Qualitätskongress 2010 auch der Event-Nachwuchs ganz im Mittelpunkt: Wie steht es um den Nachwuchs? Ist er gut ausgebildet und auf die realen Herausforderungen des Berufs vorbereitet? Wie sehen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus? Wie sehen das die Ausbilder, Veranstalter und Referenten und wie sehen das die Schüler selbst?

Ausbildungsstand & -qualität

Die Einschätzung der Qualität der derzeitigen Ausbildung von Eventlern und Technikern ist sehr unterschiedlich. Sicherlich macht es auch einen großen Unterschied aus, wo jemand ausgebildet wird. Ein Studium ist nur schwer mit einer Ausbildung zu vergleichen und nicht jede Ausbildung ist so gut wie die andere.

Wolf Rübner (Referent) schätzt den praktischen Bezug, der für beide Ausbildungswege sehr wichtig ist, als recht gut ein. In den letzten Jahren hat sich viel getan, auch bei den Ausbildungsmethoden. Frau Caroline Rienäcker (Mitveranstalterin) sieht es bei der theoretischen Ausbildung etwas problematischer. Gerade Berufsschulen haben die Schwierigkeit, dass Schüler mit sehr unterschiedlichen Bildungshintergründen zusammen in einer Klasse sitzen. Die regulären Ausbildungsinhalte überfordern manche Schüler schnell, andere sind dagegen gelangweilt. Dadurch singt das Niveau insgesamt und setzt der theoretischen Ausbildungsqualität gewisse Grenzen. Zudem gibt es auch viele wichtige Themen, die im Lehrplan keinen oder nur wenig Platz finden. „Genau dafür haben wir den Qualitätskongress initiiert! Um verschiedene Themen und den realistischen Bezug zum Beruf anzusprechen, die in der Berufsschule manchmal zu kurz kommen.“

Die Schüler selbst sehen das aber auch sehr differenziert. So empfinden sie die theoretische Ausbildung im Großen und Ganzen als in Ordnung, auch wenn das vermittelte Wissen wohl nicht für den Berufsalltag ausreichen wird. Aber vor allem in den Betrieben wird sich nur wenig um sie gekümmert bzw. nur wenig Zeit für die gezielte Aus- und Weiterbildung investiert. „Es ist viel Eigeninitiative gefordert! Die Ausbildung alleine reicht überhaupt nicht aus.“

Empfundene oder auch tatsächliche Mängel in der Ausbildung sind sicherlich nicht nur ein Problem der Eventbranche! Jedoch sehe ich gerade den Mangel an praktischer Förderung in der Betrieben, bei einem solchen Beruf recht kritisch. Arbeitgeber betonen immer wieder, dass gerade das praktische Wissen wichtig ist, aber geben trotzdem scheinbar nicht viel davon weiter. Das ist nicht nur ein Widerspruch, sondern auch ein zum Teil selbst verursachtes Problem, wenn sich wieder über Fachkräftemangel beschwert wird.

Eigentinitiative & Wissenstand

Dass Eigeninitiative und Interesse gefragt sind, wurde bereits im Vorfeld angesprochen. Auch dass sich die Schüler dessen bewusst sind. Aber wie viel Eigeninitiative legen sie wirklich an den Tag?

Sehr positiv fiel mir in dem Zusammenhang die rege Beteiligung in manchen Workshops auf. Nach einer anfänglichen und normalen Zurückhaltung, rieselte es nur so an Fragen, Antworten und Meinungen. Da zeigte sich ernsthaftes Interesse und auch eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Themen wie u.a. „Werte in Unternehmen“ und die „Sicherheit bei Veranstaltungen“. Auch wenn viele spürbar bei diesen und anderen Themen noch ein bisschen im Dunkeln tappten, war ich vom Engagement beeindruckt. Rainer Möller (Referent) kann das auch aus seinen Erfahrungen bestätigen: „Der Nachwuchs in der Veranstaltungstechnik ist wirklich motiviert und die für den Beruf absolut notwendige Lernbereitschaft ist auch vorhanden.“

Eine andere Seite zeigte sich jedoch, wenn man aktuelle Marketingprojekte ansprach. Selbst im Internet so weit verbreitete Kampagnen wie die von Hornbach waren nur den Wenigsten bekannt. Eigeninitiative heißt auch sich über andere Projekte zu informieren, Spaß daran zu haben außergewöhnliche Kampagnen mitzuverfolgen! Vielleicht liegt das aber auch daran, dass viele junge Eventler sich nicht so sehr als Marketer sehen und das Interesse für den Bereich somit fehlt. Oder es ist einfach nur ein Zeichen dafür wie wenig Werbung bis zu den folgenden Generationen durchdringt. Da ist wohl was dran an der Behauptung, dass die jüngeren Generationen mit der „Faszination Internet“ nicht viel anfangen können. Wichtig dabei ist aber auch zu beachten, dass so gut wie alle Teilnehmer Azubis waren und keine Studenten!

Allgemein muss man aber auch dazu sagen, dass die Referenten des Qualitätskongresses die Schüler individuell angesprochen und im positiven Sinn gefordert haben. Sprich, das Interesse und Engagement ist durchaus da, man muss es als Ausbilder aber auch vermitteln und fordern bzw. dem Nachwuchs den Raum geben sich konstruktiv einzubringen.

Die richtige Einstellung

Nun, zunächst kann man sich wohl darüber streiten was die „richtige Einstellung“ ist. Ich verstehe darunter die Bereitschaft stets dazuzulernen, sich selbst und seinen Wissensstand im Verhältnis zu anderen richtig einzuschätzen sowie Engagement und eine gewisse Ernsthaftigkeit seinem Beruf und seiner Zukunft gegenüber – und daraus resultierend Respekt, gute Umgangsformen und Höflichkeit. Schwieriges Thema.

Nichtsdestotrotz ist dies einer der wichtigsten Aspekte für den Nachwuchs! Der allgemeine Eindruck und die kommunizierte Einstellung sind gerade in einem Beruf, der auf sehr viel Engagement und Flexibilität aufbaut, zwei zentrale Aspekte. „Bei der Einstellung neuer Mitarbeiter orientiert man sich hauptsächlich am Gespräch. Der persönliche Eindruck und das Gesamtbild sind oft der ausschlaggebende Punkt für eine Einstellung“, fasst Wolf Rübner es zusammen.

Aber wie ist es um die Einstellung des Nachwuchses bestellt? Wolf Rübner sieht es gespalten: „Es gibt sowohl genügend Schüler, die wirklich gut und motiviert sind, aber es gibt auch genug auf der anderen Seite. Die denen die richtige Einstellung und Ernsthaftigkeit fehlt.“ Leider konnte man auch ein paar Schüler der letzteren Sorte vor Ort live erleben – aber zum Glück bildeten die eine absolute Ausnahme!

Nicht selten hängt die Einstellung auch mit dem Alter zusammen, meint Frau Caroline Rienäcker:“Die meisten Schüler sind immerhin 18 Jahre alt. Anders ist es bei Schülern, die von der Hauptschule kommen. Ein bis zwei Jahre können da schon einen riesigen Unterschied ausmachen und das merkt man dann auch oft an der Herangehensweise.“ Sowohl während der Ausbildung als auch bei der Wahl der Ausbildung: „Viele stellen sich unter dem Beruf als Veranstaltungskaufmann auch etwas ganz anderes vor und sind sich dessen nicht bewusst wie anstrengend und fordernd der Job ist.“

Das konnte auch eine Schülerin bestätigen, die ihren praktischen Ausbildungsteil in einem Hotel absolviert. Die Verbindung zwischen den Inhalten der Berufsschule und dem Betrieb, aber auch zwischen dem was sie jetzt praktisch lernt und macht, unterscheiden sich ihrer Meinung sehr von dem was sie sich vorgestellt hat. Da stellt sich jedoch die Frage, ob die „Schuld“ bei den Schulen und Betrieben liegt oder bei den Schülern, die sich vorab nicht ausreichend informieren. So oder so scheint immer noch das Klischeebild der „coolen Partymacher“ bei dem Beruf des Event-Managers zu kursieren.

Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Nicht zuletzt aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Aufschwungs, sehen einige ganz optimistisch in die Zukunft. Grundvoraussetzung ist jedoch immer Engagement und ein guter Eindruck um eine Stelle als Event-Manager oder Veranstaltungstechniker zu ergattern. Die Eventbranche ist an sich überlaufen und es gibt nicht viele offene Stellen. Besonders da in erster Linie Fachkräfte und nicht unbedingt Junioren gesucht werden. Laut Rainer Möller ist aber zu bedenken, dass gerade in der Wirtschaftskrise zuerst die Jüngsten gehen mussten. „Genau dort ist nun auch wieder Platz für neue Stellen.“

Ein großer Vorteil, gerade der Veranstaltungskaufleute, ist der vielseitige Einsatz in der Berufswelt. So kann ein Veranstaltungskaufmann (oder auch- frau :) sowohl in einer Agentur als auch in öffentlichen Einrichtungen, im Hotel oder Tourismus oder ganz allgemein im Marketing arbeiten. Ein Vorteil, der aber auch gleichzeitig wieder mehr Eigeninitiative fordert. Denn wer vielseitig einsetzbar sein möchte, der muss auch vielseitig Bescheid wissen!

Fazit

Mein persönliches Fazit auf dem Qualitätskongress 2010: ich weiß nicht ob es am bereits etwas höheren Alter der Teilnehmer oder den guten Referenten lag, aber ich war überrascht wie interessiert und engagiert die meisten an die teils auch durchaus trockenen Themen herangegangen sind. Da habe ich andernorts auch schon ganz anderes gesehen. Auch die Einschätzung der Jugendlichen bezüglich ihrer eigenen Situation war allgemein recht realistisch, bei den Berufschancen eher verunsichert ohne eindeutige Meinung – verständlicherweise.

Neben der recht offensichtlichen „Geschlechtertrennung“ zwischen den Veranstaltungskaufleuten und Veranstaltungstechnikern – Veranstaltungskaufleute = Frauen, Techniker = Männer – gab es da noch einen Unterschied, den man hier und da durchsickern sah. Ich glaube es ist das persönliche Interesse, was ich da vornehmlich bei den Veranstaltungstechnikern gesehen habe. Die Gespräche nach den Veranstaltungen über das vorgestellte Equipment oder auch ganz spezielle Fragen an die Referenten, ließen da ein bisschen drauf schließen. Ein kleiner aber feiner Unterschied für die berufliche Zukunft!

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