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live@work – Status quo Event-Arbeitsmarkt: Gesuche, Probleme, Entwicklungen & Trends

Von Wolf Rübner 10.8.2011 ~4 Minuten Lesezeit

Der Fieberkurve der Live-Kommunikations-Branche im Sommer 2011: die meisten anderen Branchen machen Ferien, die Schulen machen Pause, alles ist etwas abgeschlafft. Nicht so die Veranstaltungswirtschaft, von einem Sommerloch konnte auch noch nie die Rede sein. Klar wird Urlaub gemacht, aber die Daheimgebliebenen müssen für die Urlauber mitschuften. Häufig stehen unmittelbar große Publikumsmessen an wie aktuell die IAA, die IFA und die gamescom. Doch etwas ist anders als sonst…

Dringend gesucht: Personal, Verstärkung, Support

Ein einziger verzweifelter Hilferuf schallt durch den Arbeitsmarkt. Job-Angebote soweit das Auge reicht – auf den Websites von Agenturen und Dienstleistern, bei StepStone suchen meist ahnungslose Personalberatungen Veranstaltungsplaner und Führungskräfte für Unternehmen. Die Palette der zu besetzenden Positionen reicht von Praktikanten, Trainees, Junior-Projektleitern, Projektleitern, Senior-Projektleitern bis zu Konzeptionern und Kreativ-Direktoren. Gefragt sind akademische Abschlüsse und vor allem drei Dinge: Erfahrung, Experience, langjährige Praxis.

Das Personalkarussell dreht sich mit hoher Geschwindigkeit

Allgemein läßt sich beobachten, daß zur Zeit eine rege Wechseltätigkeit herrscht. So mancher, der während der Krise in 2009 „die Füße still gehalten“ hat, setzt seine Veränderungsabsichten nun in die Tat um. Umstieg, Aufstieg, Karriere. Der Arbeitsmarkt zeigt eine hohe Dynamik und Fluktuation in alle Richtungen: zur Konkurrenz, in die eigene Firma, Abwerbung, zurück in die Festanstellung, hinein ins freiberufliche Dasein. Von der Agentur auf die Kundenseite und umgekehrt. Man kann von einem Verkäufer-Markt sprechen (Verkauf von Arbeitsleistung). Es besteht ein dauerhafter Nachfrageüberhang. Ein latenter Fachkräftemangel besteht eigentlich schon seit 15 Jahren.

Einwanderung in die Sozialsysteme

Bemerkenswert ist jedoch die Schaffung von festen Arbeitsplätzen, von sozial-versicherungspflichtigen Vollzeitstellen. Agenturen, Messebau und Dienstleister bauen Dauerbeschäftigung auf, ein Zeichen von Expansion und positiven Zukunftserwartungen. Ein alter Agentur-Grundsatz lautet nämlich: die Personalentwicklung folgt der Umsatz-entwicklung. Zunächst wird die Mehrarbeit durch Überstunden aufgefangen, erst wenn die Mitarbeiter „auf dem Zahnfleisch gehen“, stockt man das Personal auf.

Freelance – mehr Schatten als Licht?

Bemerkenswert auch die Tatsache, daß ungewöhnlich viele Freelancer in eine Fest-anstellung wechseln. Sogar Veranstaltungstechniker wechseln die Seiten, die sonst so stolz ihre Freiheit verteidigen. Noch größer die Zahl derjenigen, die sich aktuell um eine Festanstellung bewerben bzw. das über kurz oder lang nicht ausschließen.

Man sucht nach den Gründen und findet eine Auffälligkeit – ob Mann oder Frau, sie sind um die 40 Jahre alt. Zweite Auffälligkeit – ihre Freelance-Karriere begann häufig im Krisenjahr 2009. Der gesamte Zeitraum von Ende 2008 (3 Monate nach der Lehman-Brothers-Pleite) bis Anfang 2010 (zaghafte Wiederbelebung der deutschen Konjunktur) spiegelt die dramatische Lage dieser Tage wider.

Das Umdenken von Freelancern könnte auch folgende Gründe haben: Der Aufwand für Akquisition und Selbstverwaltung wird unterschätzt. Bezahlter Urlaub? Pustekuchen! Soziale Absicherung gegen Krankheit, Unfall, Arbeitsunfähigkeit, Berufsunfähigkeit sind teurer und aufwendig. Unberechenbare Risiken von Zahlungsverzögerung und Forderungsausfall wurden nicht bedacht. Mit fortschreitendem Alter machen sich die besonderen Belastungen durch Stress und Zeitdruck stärker bemerkbar. Das geflügelte Wort der Werbewirtschaft lautet: mit 40 mußt Du im Management sein. Also nicht mehr in der Operative! Mancher Traum von Unabhängigkeit und Autonomie entpuppt sich als Illusion.

Luxus-Sorgen oder echte Sorgen?

Sofern durch die Verwerfungen an den Finanzmärkten und Börsen kein weltweiter Abschwung entsteht, wird sich an der Situation nichts Grundlegendes ändern. Der einschlägig ausgebildete Nachwuchs muß erst Berufserfahrungen sammeln, um Projektleiterpositionen ausfüllen zu können. Seit 2001 existiert ein IHK-Abschluß als Veranstaltungskaufmann/-kauffrau, erst ca. 2005 starteten viele akademische Ausbildungs-angebote.

Die Internationalisierungs-Strategie von Agenturen und Dienstleistern wirkt zusätzlich als Treibsatz der Arbeitskräftenachfrage. Die Niederlassungen in Europa, VAE und Shanghai von BBDO, avantgarde, marbet, Uniplan und Vok Dams u.a. benötigen zusätzlich interkulturell begabte deutsche Fachkräfte für Live-Kommunikation.

Was bleibt als Ausweg? Die Steigerung der individuellen und kollektiven Arbeitsproduktivität durch IT-Werkzeuge. Einführung von Projektmanagement als Methodik (häufig nur ein Synonym für Eventmanagement). Strategische Personalentwicklung durch gezielte Förderung und Bindung von Mitarbeitern. Entwicklung einer Arbeitgeber-Marke, um im Wettbewerb um Fachkräfte eine besondere Anziehungskraft zu besitzen. Angebot von Fachkarrieren, denn nicht jeder guter Projektleiter ist auch eine gute Führungskraft.

Ein Kommentar von Wolf Rübner

Foto von bgottsab / flickr

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