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Ein Besuch bei D’art Design – über Nachwuchsförderung, gutes Messedesign & die Pitch-Praxis

Von Katharina Stein 2.4.2013 ~8 Minuten Lesezeit

Ein gedachtes “Wow” können wir uns kaum verkneifen, als wir vor ein paar Wochen das Büro der D’art Design Gruppe betreten. Die Agenturräume im Neusser Hafen stehen den schicken Büros im Düsseldorfer Hafen in nichts nach. Henning und ich sind der Einladung von Constanze Frowein, zuständig für Corporate Communcations, und Kirsten Schneider aus dem Marketing gefolgt und wollen uns mit der Design-Agentur mit Schwerpunkt Live-Kommunikation über unsere Branche unterhalten. Constanze und ich haben uns auf Facebook kennengelernt. Nun lernen wir uns endlich mal persönlich kennen, sitzen in ihrem Konferenzraum und plaudern bei einem Kaffee über Nachwuchsförderung, über gutes Messedesign, schlechte Briefings und die Pitch-Praxis.

“Wir wollen die Branche voran bringen”

Constanze und Kirsten sind nicht die einzigen Marketingmitarbeiter bei D’art. Über die beiden hinaus ist die Kommunikationsabteilung personell gut besetzt! Das ist ungewöhnlich für eine Agentur aus der Live-Kommunikation. Nicht selten ist Eigenmarketing in Agenturen etwas, das mal so nebenbei gemacht wird. Bei D’art sind die Marketingmitarbeiter aber nicht nur für “klassisches” Marketing zuständig, sie engagieren sich im Namen des Dienstleisters für Kommunikation im Raum. Zum Beispiel beim Famab. Aber auch beim Rat für Formgebung. Daneben sind drei der Geschäftsführer Dozenten an einer Düsseldorfer FH. “Wir wollen die Branche voran bringen. Viele nehmen die Live-Kommunikation zu wenig oder falsch wahr. Im Außenbild gibt es einiges gerade zu rücken – was wir mit unserem Engagement beeinflussen möchten” erzählt uns Constanze. Und wir alle wissen, dass sie damit absolut recht hat. Ich würde mir wünschen, dass sich noch mehr Agenturen und Unternehmen aus der Live-Kommunikation für die eigene Branche einsetzen würden!

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Constanze Frowein

Ein Beispiel für das Engagement der Neusser Designer ist die regelmäßige Zusammenarbeit mit Studenten. Unter anderem leiteten D’art Geschäftsführer Freddy Justen und Dieter Wolff mit der FH-Professorin Tanja Kullack einen Projektworkshop, in dem 17 Master-Studenten der Innenarchitektur die Chance nutzten, ihren eigenen Messestand auf der EuroShop 2011 zu entwickeln. Ergebnis war der sehenswerte und sogar mit Awards ausgezeichnete Messestand befair. So soll der Nachwuchs die spannende, anspruchsvolle und manchmal auch sehr harte Realität kennenlernen. Praktikanten haben auch die Möglichkeit bei D’art reinzuschnuppern. Trainees hat man dagegen seltener. Meiner Meinung nach ein gutes Zeichen.

Mit seinem Nachwuchsengagement schlägt D’art aber auch drei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits tun sie etwas für den Nachwuchs, andererseits für die Außenwahrnehmung und gleichzeitig haben sie so auch Kontakt zu potentiellen neuen Mitarbeitern. Denn über einen Mangel an Bewerbungen wird sich wahrscheinlich kaum eine Agentur beschweren. Vielmehr über die meist fehlende fachspezifische und praxisbezogene Ausbildung – wofür aber nicht unbedingt die Bewerber etwas können! Da ist es schon ein großer Vorteil viel mit Studenten zu tun zu haben. Man fördert sie, vermittelt Fachwissen und lernt sie persönlich kennen, was am Ende auch zum eigenen Vorteil werden kann – Win-Win!

Employer Branding – eine Strategie oder Einstellung?

Employer Branding ist für D’art trotzdem kein so großes Thema, wie man vielleicht daraus schließen würde. Zumindest nicht bewusst, ist mein Eindruck. Eine Strategie haben sie diesbezüglich nicht, sagt Kirsten. “Am Ende werben wir aber natürlich auch mit unseren Arbeiten um Mitarbeiter”, überlegt Constanze. Diese zeigen sie ganz bewusst. Zum Beispiel bei Pinterest oder Behance, dessen Möglichkeiten sie übrigens als nahezu Einzige aus der Branche nutzen. Bei D’art ist das Werben um Mitarbeiter eher intuitiv. Wenn sie wie kürzlich zu Karneval ein Foto der vier Geschäftsführer neu interpretieren, und sie verkleidet als Bert, Napoleon, Gadaffi und einem belgischen Polizisten auf der Website erscheinen, ist das mehr Spaß als Kalkül. Einen guten und vor allem sympathischen Eindruck hinterlässt es trotzdem. Vielleicht haben sie recht mit ihrer Strategie, die sie ja eigentlich nicht haben. Wenn man ein attraktiver Arbeitgeber ist, das Team sich wohl fühlt und Spaß hat, dann spürt das die Außenwelt auch ohne Strategie.

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Ein guter Messestand ist konsequent

Was einen guten Messestand ausmacht, scheint gar keine so schwere Frage für Constanze zu sein, wie ich dachte. “Konsequenz ist ein großes Thema! Ein guter Messestand muss den Plan konsequent wiedergeben. Natürlich müssen auch die Ziele und Botschaften für eine Messe vorher auf die Strategie des Unternehmens abgestimmt sein”, ergänzt sie. “Ein Messestand darf auch nicht überfordern. Man muss ihn auf das Wesentliche reduzieren”. Als dritten Punkt führt sie die Fühlbarkeit der dreidimensionalen Bauten an und meint sowohl die sinnliche als auch die emotionale Wahrnehmung. “Doch am Ende ist ein Messestand nur erfolgreich, wenn er ganzheitlich betrachtet wird. Wenn das Personal nicht gut gebrieft ist, dann bringt auch der schönste Messestand nicht den gewünschten Erfolg”. Alleine der Messedesigner kann also nicht für den 100%-igen Erfolg Sorge tragen. Der Kunde muss auch viel selbst beitragen.

dart-messedesignAuf die Frage hin, was der Kunde denn machen sollte und welche Tipps sie einem Kunden geben können, fällt Kirsten überraschend schnell ein: “Er sollte sich vorher mal den Wettbewerb anschauen. Man möchte sich ja abheben und nicht das Gleiche machen.”. Man könnte vermuten, dass sie des Öfteren damit zu tun haben und von einer gezielten Abgrenzung erst überzeugen müssen. Da passt auch der nächste Tipp von Constanze gut: “Er sollte Mut haben, konsequent sein und ganz bewusst andere Wege gehen.”

Etwas das gerade B2B Kunden häufig unterschätzen, ist Aktivierung und Spaß. Nur weil jemand geschäftlich an einem Thema interessiert ist, muss die Informationsvermittlung nicht langweilig und trocken sein. Auch die Aufmerksamkeit von Geschäftskunden kann man mit überraschenden und spielerischen Elementen deutlich erhöhen. “Wenn man es schafft, jemanden aufmerksamer zu machen, dann bleiben die Inhalte auch besser in Erinnerung”. Trotzdem gibt es nach wie vor Bereiche, wie z.B. Ärztekongresse, die häufig kreative und interaktive Ideen ablehnen, erzählen uns die beiden. Leider, meiner Meinung nach. Gerade bei dieser Gruppe würde ich mich über länger gespeicherte fachliche Informationen sehr freuen ;)

Dabei muss Interaktion aber auch wohl dosiert, intuitiv und nicht zu komplex sein, betont Constanze. Natürlich, gerade auf Messen werden wir mit Sinneseindrücken überladen. “Ein Messestand kann sich da gerade mit Ruhe gut abgrenzen und der Einsatz von interaktiven Elementen muss wohldosiert sein. Nur wenn es Sinn macht, über diese Werkzeuge komplexe Informationen spielerisch leicht erfahrbar zu machen, machen sie Sinn!”.

Ein Pitch kann auch gut sein

Die Pitch-Praxis ist natürlich auch für D’art ein Thema. Vor allem für Kirsten. Bei ihr landen die meisten Anfragen. Sowohl die für „normale“ Aufträge als auch die für Pitches. “In letzter Zeit sind schon sehr viele reingekommen. Ob man sie annimmt oder nicht, will gut überlegt sein. ”Das hängt für sie vor allem davon ab, wie viele andere Agenturen mit pitchen. “Wenn neben uns 9 weitere, schlecht recherchierte Agenturen um das Budget pitchen, dann macht das meist keinen Sinn!”, ergänzt Constanze. Daneben spielt aber auch das Budget und nicht zuletzt das ausgeschriebene Projekt selbst eine Rolle. “Ist es für uns interessant oder nicht.”

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Kirsten Schneider

Besondere Kopfschmerzen bereitet Constanze diesbezüglich auch die Problematik mit geklauten Ideen. “Da reicht man ein Konzept ein und findet es ein paar Monate später anstatt in Rot in Blau auf einer Messe wieder. Dagegen vorzugehen will wohlüberlegt sein, da es Zeit, Kosten und nicht zuletzt die Nerven stark strapaziert. Aber wir arbeiten daran, dieses Übel unserer Branche prophylaktisch zu bekämpfen”.

Dabei kann ein Pitch auch etwas Gutes sein. So negativ sieht D’art das gar nicht. Ein gutes Briefing und drei gut recherchierte Agenturen, damit können sich die Neusser anfreunden. Wobei ein schlechtes Briefing auch außerhalb von Pitches ein Problem ist. „Wenn zum Beispiel Aufgabenstellungen zu wenige oder gar die falschen Informationen liefern. Wenn drin steht, welche Möbel und welches Design eine Firma haben möchte, aber keine kommunikativen Ziele oder Botschaften.” Aber das ist schon lange so und da hat sich in den letzten Jahren nicht viel geändert, finden die beiden. Vielleicht in Zukunft? Das liegt in unser aller Händen.

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