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Wie die Eventbranche Flüchtlingen hilft und helfen kann

Von Katharina Stein 19.11.2015 ~7 Minuten Lesezeit

Im Oktober 2015 wurden in Deutschland knapp 800.000 Flüchtlinge registriert, die auf der Suche nach Frieden, Hilfe und einer Perspektive zu uns kommen. Auch wenn die Zahl noch steigt, sind das deutlich unter 2% der deutschen Bevölkerung. Und trotzdem haben wir anscheinend enorme Probleme diese Menschen gut unterzubringen und zu versorgen. Nur dank der vielen ehrenamtlich engagierten Menschen wird die Situation irgendwie stabilisiert. Das ist einerseits sehr erschreckend für ein so reiches und vermeintlich gut strukturiertes Land. Es ist auch noch viel erschreckender, was die Menschen in anderen Ländern wie Ungarn oder Slowenien erleben müssen! Doch andererseits bringt diese Situationen ein erstaunliches Maß an Hilfsbereitschaft hervor! Einzelne Menschen oder auch Firmen organisieren sich und stellen kleine oder auch große Aktionen auf die Beine.

Auch innerhalb der Eventbranche gibt es diese Menschen und Firmen. Denn gerade unsere Branche verfügt über organisatorische, logistische und kommunikative Fähigkeiten oder über z.B. mobiles Equipment, die eine große Hilfe sein können!

Da sich bei der allgemeinen Recherche leider nicht so viel finden lässt, habe ich auch euch gefragt, ob ihr Unternehmen aus der Eventbranche kennt, die sich in der aktuellen Flüchtlingssituation irgendwie engagieren. Vielen Dank an die Einsender der Infos und Hinweise!

Die geschickten und gefundenen Initiativen möchte ich hier kurz aufgreifen, um mit konkreten Beispielen und Vorbildern zu zeigen, was man als Eventler machen kann. Beispiele, die vielleicht auch Deine Firma auf Ideen bringt, um in Deinem Umfeld zu helfen und zu zeigen, dass wir eine bunte, weltoffene, hilfsbereite und nicht zuletzt intelligente Gesellschaft sind.

Wie sich Eventler für Flüchtlinge engagieren (können)

Es ist nicht nur die große Aktion, die hilft. Manchmal sind es auch die kleinen Taten, die viel bewirken können. Zum Beispiel Spenden. So haben Mitarbeiter von Concept X intern gesammelt und die ankommenden Flüchtlinge in Rheine mit Sachspenden unterstützt. Die Firma Converia hat bereits im letzten Jahr an Deutschkurse für Flüchtlinge gespendet und dafür auf Weihnachtsgeschenke für Kunden verzichtet.
Ich bin mir sicher, dass auch einige von euch gespendet haben oder spenden werden. Damit das auch wirklich sinnvoll ist, informiert euch vorher, was in eurer Umgebung wirklich gebraucht wird, wer Hilfe benötigt und tut euch zusammen.

Lebensmittel und Verpflegung können auch ein Problem sein. Wenn die Menschen teilweise stundenlang für die Registrierung anstehen müssen, wird nur selten an Essen und Trinken gedacht. Andererseits scheint (meiner hiesigen Erfahrung nach) die tägliche Verpflegung in den Unterkünften nicht immer sehr abwechslungsreich oder sonderlich gesund zu sein. Der Berliner Gastronom und Caterer Barjinder Sodhi hat daher im letzten Jahr zu einer öffentlichen Weihnachtsfeier für Kriegsflüchtlinge und Helfer geladen. In diesem Jahr hat er an die bis zu 200 auf die Registrierung wartenden Menschen Tee und Essen verteilt.

Flüchtlingsunterkünfte sind bekanntermaßen für viele Messe- und Veranstaltungshallen seit längerem ein Thema. Zahlreiche Hallen in ganz Deutschland werden für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, sofern dies aus Sicht der Betreiber aufgrund gebuchter Messen möglich ist. Auch wenn solch eine Unterbringung mit hunderten oder gar tausenden Menschen ohne jegliche Privatsphäre sicher nicht dauerhaft wünschenswert ist, scheint es für viele Städte und Kommunen die einzige Lösung zu sein. So wurden und werden Messehallen u.a. in Hannover , Hamburg und Offenburg, in Stuttgart , in Leipzig und in vielen anderen Städten als Notunterkünfte genutzt.

Doch auch, wenn eine Veranstaltungshalle sich nicht in der Lage sieht auf Messehallen zu verzichten oder keine passenden Räume hat, gibt es Möglichkeiten der Hilfe. Die Musik- und Konzerthalle MUK in Lübeck engagiert sich im Rahmen eines lokalen, engen Netzwerks weit darüber hinaus mit kleinen und großen Hilfsangeboten. So stellt sie beispielsweise regelmäßig ihre Künstlergarderoben mit Sanitäranlagen inklusive Handtücher und Duschgel zur Verfügung, damit in der Nähe untergebrachte und durchreisende Flüchtlinge duschen können. Für 4 Monate werden zudem Sprachkurse in den Räumen der Veranstaltungshalle stattfinden. Von Messen oder Events übrig gebliebene Lebensmittel (Getränke oder Obst) geben die Verantwortlichen an Einrichtungen weiter. Auch Ticket-Restkontingente für dort stattfindende Veranstaltungen werden sozialen Institutionen zur Verfügung gestellt oder Flüchtlinge einfach zur Generalprobe eingeladen. Ein sehr schönes Beispiel dafür, wie vielfältig Unterstützung aussehen kann!

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Aktionstag #Türauf in Köln, Fotos: facts and fiction

Neben einer grundsätzlichen, guten Unterbringung und Verpflegung ist der nächste Schritt die Integration. Dafür muss man die Menschen zumeist erst mal zusammenbringen. Was bietet sich da mehr an als ein Event?! Das dachte sich auch die Agentur facts and fiction und hat zusammen mit dem Kölner Aktionsbündnis #türauf und DOMiD e.V. am 20. Juni 2015 zum Aktionstag „#türauf – willkommen in Köln“ geladen. Das Team der Agentur hatte die Idee, „ein Event zu schaffen, bei dem jeder eigenständig Aktionen ins Leben rufen konnte. facts and fiction wollte mit den Mitteln der Live-Kommunikation ein Zeichen setzen und Menschen von Werten wie Toleranz, Offenheit und eigenem Engagement überzeugen.“, heißt es in einer Pressemeldung der Agentur.

Integration bedeutet aber auch, dass den Menschen langfristige Perspektiven geboten werden. Sprich Arbeitsplätze. Die Agentur Unicblue hat daher schon im Februar 2015 auf Facebook verkündet, dass sie zwei Flüchtlingen eine Berufsausbildung anbieten. Seit dem 1.8.2015 haben nun Elvis aus Guinea und Mohamed aus Eriträa eine Ausbildung zum Tischler bei Unicblue begonnen.

[Nachtrag: 2.12.2015]
Auch eine sehr schöne und sicher hilfreiche Idee: Die Agentur Helpcentives hat nach Absprachen mit den örtlichen Betreuern ein Bewerbertraining für 100 Flüchtlinge/Asylanten auf die Beine gestellt. Am 15.12.2015 möchten die rund 20 Mitarbeiter der Agentur mit Info- und Trainingsstationen wie u.a. „Wo und wie finde ich eigentlich bei uns in der Stadt freie Jobs?“, „Wie sieht eine Bewerbung aus?“, „Wie frage ich nach?“ (Telefonat üben), „Wie verhalte ich mich im Bewerbungsgespräch“ (mit Rollenspielen) und Bewerbungsfotos, die auf einem USB-Stick mitgegeben werden, helfen. Darüber hinaus soll die Aktion als geselliger Austausch aber auch Spaß machen.

[Nachtrag: 7.1.2016]
Rund um die Weihnachtszeit bin ich auf weitere Hilfsaktionen und Spenden gestoßen!

In einer Unterkunft für jugendliche Flüchtlinge wollte Satis & Fy mit einer großzügigen Spende der „Tristesse und Resignation“ entgegenwirken – ein tatsächlich bedeutendes Problem, das vor allem langfristig negative Auswirkungen hat. Um die Räume wohnlicher und das Angebot abwechslungsreicher zu gestalten, haben sie Lounge-Sessel, Monitore und Tischplatten für Schulungsräume, Basketballkörbe und Fußballtore gesponsert. Andere Firmen haben sich u.a. mit Pflanzen, einer Hobby-Werkstatt zum Reparieren von Fahrrädern beteiligt. Party-Rent aus Ober-Mörlen steuerte weitere Möbel und Tische bei.

Pro Event zielte mit einer Weihnachts-Aktion auf eine der schönsten Sachen rund um Weihnachten ab: auf strahlende Kinderaugen. Mit Weihnachtsbäumen, Wunschlisten und erfüllten Wünschen überraschten sie zahlreiche Kinder rund um Heidelberg.

Wahrscheinlich und hoffentlich gibt es noch viel mehr solcher Initiativen. Wenn Du noch weitere aus der Eventbranche kennst, freuen wir uns über Ergänzungen in den Kommentaren!

 

Bei allen schlechten Nachrichten in letzter Zeit ist es großartig zu sehen, wie engagiert manche Menschen und Firmen konkrete Unterstützung anbieten! Teils auch ganz ohne eigene PR drumherum. Einfach nur, weil sie es als ihre Pflicht und Verantwortung empfinden Menschen in Not zu helfen. Vielen Dank dafür!

Doch trotz der nötigen und großartigen Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge, dürfen wir bitte auch andere von Spenden abhängige Organisationen nicht vergessen! Denn manche von ihnen spüren die einseitige Spenden- und Hilfsbereitschaft wohl bereits. Denkt gerade jetzt in der Weihnachtszeit auch an andere hilfsbedürftige Organisationen und teilt eure Spenden und Energie auf!


Ergänzender Hinweis: Wie Du vielleicht gesehen hast, haben wir im Blog zwei Banner zu Pro Asyl und Amnesty International, die über Fakten und Hilfsmöglichkeiten zum Thema informieren sollen. Diese Banner haben wir in Abstimmung mit den Vereinen erstellt und stellen sie Dir in den bestehenden Formaten gerne zur Verfügung, wenn Du sie auf Deiner Website oder Deinem Blog einbauen möchtest! Einfach unter info@eveosblog.de melden.

 

CC Foto: Leif Hinrichsen / Flickr

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