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Digitalisierung erfordert neues Führungsverständnis – mehr Teams & Netzwerke anstatt einzelner Entscheider

Von Katharina Stein 14.4.2016 ~4 Minuten Lesezeit

Die Digitalisierung gehört im Marketing und der Kommunikation ganz sicher zu den größten Herausforderungen. Aber nicht nur inhaltlich gesehen, sondern auch in Bezug auf interne Mitarbeiterstrukturen und einem zeitgemäßen Verständnis von Führungskompetenz!

Schnelle Entwicklungen, neue Inhalte, neue Tools, branchenübergreifendes Fachwissen – alleine kann man all den Anforderungen heute kaum gerecht werden. Doch von Marketing-Mitarbeitern in Führungspositionen wird bewusst oder auch unbewusst häufig genau das erwartet – dass man immer weiß, was zu tun ist. Einige Führungskräfte sehen sich laut einer Umfrage unter Druck alleine Entscheidungen treffen zu müssen, obwohl sie sich fachlich lieber mit anderen beraten würden. Die Mitarbeiter spüren es bereits: Die Lage erfordert mehr Teams und Netzwerke aus Fachleuten anstatt einzelner Entscheider.

Studie „Marketing Executive Sparring“

Dass Fachwissen rund um digitales Marketing heute äußerst wichtig ist, bezweifelt wohl niemand mehr. Doch wie viele Marketing-Manager verfügen wirklich über ein ausreichendes Maß an Fachwissen? Über welches Maß können sie als Einzelperson überhaupt verfügen? Glaubt man der Studie „Marketing Executive Sparring“ von Nextbrand und Gedankenfabrik, so geben nur 46% von 105 befragten Marketing-Manager an, dieses besonders gut zu beherrschen. Und das obwohl Manager wohl eher dazu neigen, sich selbst positiv zu bewerten. ;) Aber wie schon gesagt, heute kann auch niemand zu 100% Bescheid wissen.

Als größte Herausforderungen im Marketing nennen die Teilnehmer: „Reaktionsschnelle im Online-Marketing, Messbarkeit von Erfolg im Online-Marketing sowie die Steigerung der Akzeptanz digitaler Strategien im Unternehmen“.

Herausforderungen und Wissenslücken gibt es also genügend, das kennen wir alle sicher aus eigener Erfahrung. Doch es muss trotzdem gehandelt und entschieden werden. „Acht von zehn befragten Führungskräften geben in der Studie an, dass von ihnen Entscheidungen innerhalb kürzester Zeit abverlangt werden.“ Und dabei werden vermutlich einige unnötige Fehler gemacht. „So geben 58 Prozent der Befragten offen zu, gefällte Entscheidungen im Nachhinein häufig gern revidieren zu wollen.“ Wobei man heute sicher auch viel experimentieren muss und Fehler auch ok sind. Aber es ist ein Unterschied, ob man durchdacht etwas ausprobiert oder trotz großer Unsicherheit oder gar Ahnungslosigkeit irgendetwas entscheidet.

So wünschen sich „[…] drei Viertel der Manager […] Möglichkeiten zur Absicherung […]. [Doch] mehr als jeder zweite Marketing-Manager hat keine Möglichkeit, sich auf Augenhöhe mit einem Experten zu fachlichen Fragestellungen auszutauschen. 43 Prozent können zwar im Unternehmen Personen benennen, bei denen sie das nötige Know-how verorten. Aus Prestige-Gründen scheuen sie sich jedoch, den Austausch zu suchen. ‚Es wird von mir erwartet, dass ich in allen Situationen selbst zurechtkomme‘, so die Aussage vieler Befragten. Einige sagen auch ganz direkt, dass es in ihrem Unternehmen einem Gesichtsverlust gleichkommt, fachliche Unterstützung einzuholen.“ Die Sackgasse einer solchen Situation ist wohl mehr als deutlich.

 

Ob man dieser Studie nun vertraut oder nicht. Selbstständigkeit und eine starke Führungspersönlichkeit (im Sinne von Entscheidungen treffen) sind bedeutende Teile vieler Positionen und Karrieren – ob in Firmen oder Agenturen. Das wird uns im Beruf sowie schon als Kind eingetrichtert, gefördert und gefordert. Die Vorteile überzeugter, selbstständiger „Entscheider“ sind klar, doch vielleicht sind wir an einem Punkt angelangt, an dem sie auch viel unnötigen Schaden anrichten. Netzwerke und Teamarbeit werden bei den hohen Anforderungen an unterschiedliche Fachkompetenzen immer wichtiger und zielführender. Und sie funktionieren ohne großes Ego und eine ansozialisierte „Entscheider-Mentalität“ einfach besser. Eine Kultur in der man auch als Führungsperson nicht alles wissen muss, sowieso mehr im Team (mit anderen Fachleuten) arbeitet und nach fachlicher Unterstützung fragen darf, ohne dadurch abgestempelt zu werden, ist aus menschlicher sowie ökonomischer Sicht sinnvoller! Und es gibt schon Firmen in denen Teams komplett ohne Führungsperson arbeiten und sich alleine organisieren! Und es funktioniert – vielleicht sogar besser?!

Ebenfalls passend in diesem Kontext: Sind introvertierte Menschen die besseren Teamleiter?

 

Über die Studie „Marketing Executive Sparring“

Im Auftrag von Nextbrand und Gedankenfabrik wurden 105 Marketing-Führungskräfte mit Personal- und Budgetverantwortung sowie leitende Marketing-Angestellte aus Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern befragt (>70% ab 250 Mitarbeiter). Die Interviews wurden online geführt und fanden Ende 2015 statt.

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