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Protest Performance zum G20 Gipfel in Hamburg: 1000 Gestalten

Von Katharina Stein 12.7.2017 ~3 Minuten Lesezeit

 

Die Demonstrationen rund um den G20 Gipfel in Hamburg bestanden nicht alleine aus gewalttätigen Ausschreitungen, wie es in den Medien vielleicht erscheinen mag. Nein, es gab es auch eine Vielzahl verschiedener friedlicher, inhaltsorientierter und kreativer Aktionen! Unter anderem die Performance „1000 Gestalten“, die von einem eigens dafür gegründeten Kollektiv initiiert wurde.

Mehrere hundert Menschen, komplett und einheitlich mit Lehm bedeckt, bewegten sich am 5. Juli quälend langsam durch die Straßen Hamburgs. Wie eine Prozession aus Zombies schlurften sie ausdruckslos an den belebten Cafés, Läden und Boutiquen vorbei. Klackernde, unsichtbare Dosen begleiteten die Performance akustisch und verstärkten die bereits unbehagliche Stimmung.

Die 1000 GESTALTEN sollen eine Gesellschaft verkörpern, der das Gefühl dafür abhanden gekommen ist, dass auch eine andere Welt möglich ist. Dass nicht Börsennachrichten über unser Glück bestimmen, sondern gesunde Beziehungen, und dass sich Glück nicht darüber definiert, was wir haben, sondern was wir sind.„, so beschreiben die Initiatoren die Aussage der Aktion.

Am Burchardplatz versammelten sich die insgesamt 25 Zombie-Gruppen. Dort fand eine Performance als symbolische Wendung statt. Zuerst entledigten sich ein paar TeilnehmerInnen des grauen Schleiers und „steckten“ letztlich alle anderen Stück für Stück an. Zum Vorschein kamen bunte T-Shirts, lachende und tanzende Menschen – ein wenig kitschig, aber plakativ.

Besonders gut gefällt mir die bedrückende Stimmung, die die unheimliche Prozession bei den Betrachtern verursachte – und sie womöglich beim „fröhlichen Konsumieren“ auch etwas störte. Viele Menschen haben mittlerweile gelernt und zugelassen, dass ihr vollgepackter Alltag sie nicht nur von den wichtigen Dingen, sondern auch von den Missständen dieser Welt ablenkt – bewusst oder unbewusst. Doch wenn man Menschen berühren und zum Umdenken bringen möchte, muss man sie gerade dabei irgendwie stören und aufrütteln. Klassische Demonstrationen und rationale, inhaltliche Auseinandersetzungen scheinen das nicht mehr zu schaffen. Berührende, auch provokante und störende sowie medienwirksame alternative Demonstrationsformen, die eine Aussage auf den Punkt bringen, erfreuen sich vielleicht gerade deswegen immer größerer Beliebtheit.

Unter anderem Christoph Schlingensief hat uns ab Ende der 90er Jahre gezeigt, wie man mit kritischen Kunstaktionen für viel Aufsehen sorgen und Missstände provokant aufdecken kann. Heute sind es unter anderem das Zentrum für politische Schönheit oder auch Die Partei, die alternative Wege gehen und versuchen mit beißender Satire und Live-Aktionen etwas zu verändern.

Was wir Eventler daraus mitnehmen können? Wie wir selbst immer gerne sagen, Live-Kommunikation kann ein sehr wirkungsvolles Medium sein. Wir sollten es nicht alleine im Sinne großer Marken einsetzen!

Video: Protest Performance „1000 Gestalten“

Foto: 1000 Gestalten / Christian Angl

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