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Online-Formate für Messen & Events: Man sollte verstehen, dass es ein anderes Publikum ist

Von Katharina Stein 18.3.2020 ~5 Minuten Lesezeit

Mittlerweile sind nahezu alle Messen, Events und kulturellen Einrichtungen aufgrund des Coronavirus verboten oder geschlossen. Agenturen müssen bei bestehenden und abgesagten Projekten nun kreativ werden. Kann man manche der geplanten Messepräsenzen und Events womöglich durch digitale oder virtuelle Formate kurzfristig überbrücken? Das ist möglich, findet auch Petra Lammers, Geschäftsfühererin von Onliveline. Es gibt einfache und bereits übliche Möglichkeiten, meint sie. Spannender und vermutlich auch erfolgreicher werden solche Alternativen jedoch, wenn man Veranstaltungen nicht einfach nur „digitalisiert“, sondern versteht, dass es ein anderes Publikum ist.


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Petra Lammers über alternative Online-Formate in Zeiten von Corona

Kann man manche Messepräsenzen oder Events aktuell durch digitale oder virtuelle Angebote kurzfristig überbrücken?

Petra Lammers, Geschäftsführerin von Onliveline

Petra Lammers: In der aktuellen Situation ist es oft so, dass der Messestand bereits gebaut oder gar aufgebaut ist. In der Situation – und das machen viele – kann man gut die eigentlich geplante Präsentation von dem Stand streamen. Spannender aber ist es, wenn man versteht, dass das Publikum ein anderes ist. Es läuft nicht über den Stand, hat nicht die Messeatmosphäre, den Geruch und die Irritation. Stattdessen sitzen sie irgendwo und gucken auf einen Screen. Das bedeutet: Erstens kann ich mit den Kameras eine viel filmischere, gaminghaftere Geschichte erzählen und zweitens kann ich das Publikum ganz leicht interaktiv in meine Storyline einbinden.

Votings und Q&A sind einfach, die Betrachter zum Teil der Story werden zu lassen, ist jedoch noch spannender. So können Antworten ein Teil der Bühne werden, das Geschehen verändern oder auch den Erzählstrang individuell bestimmen. Eine weitere Idee ist es, Gamification und damit Live- und Digitaltrigger einzubauen oder einfache, scheinbare Augmented Reality Ebenen einzufügen.

Wie könnte das bei Formaten aussehen, die sich noch in der Planung befinden?

Petra Lammers: Wenn der Messestand noch nicht aufgebaut ist, kann man seine Gäste per Live-Streaming oder auch Virtual Reality zusammenholen und sie durch die zu präsentierenden Elemente führen. Wichtig ist, finde ich, hier immer genau zu überlegen, worum es eigentlich geht. Um Kommunikation, Austausch, Diskussion, ein gemeinsames Erzeugen oder um Präsentation. Damit verändern sich die Formate.

Arbeitet ihr aktuell an alternativen Online-Formaten oder digitalen Zwillingen für Kunden?

Petra Lammers: Ja, hier sind vier Beispiele, an denen wir derzeit arbeiten.

– Ein Event soll von einer 700-Gäste-Show in ein VIP Event mit wenigen Gästen und einem erweiterten interaktiven Streaming transferiert wird. Es sind damit für meinen Kopf zwei Shows oder Dramaturgien – eine live, eine digital, wobei die digitale aktiv mit der realen Inszenierung interagiert.

– Wir entwickeln gerade einen Virtual Reality Prototypen, in dem man Meetings mit interaktiven co-creation Elementen abhalten kann. Das heißt, man arbeitet, entwickelt, gestaltet. Das ist spannend vom Räumlichen her, aber auch von der Interaktion und dem Format selber.

– Zudem arbeiten wir gerade einer Community-Plattform, die als Basis dient, um Projekte zu sammeln und diese weiterzuentwickeln. Wir nutzen dabei die digitale Plattform als gamifiziertes zentrales Element. Daran sollen alle Live-Momente (Roadshow, Events, Meetings, Projektmeetings) angedoggt werden können und letztlich in einem Festival enden. Eine Mischung aus digitalen und analogen Bestandteilen sowie Gamification.

– Und eine unserer Maiveranstaltungen bauen wir gerade zu einer aus dem Live bespielten digitalen Veranstaltung um. In verschiedenen Zimmern, Settings, Büros sitzen “Darsteller”, die ihre Lage, Situation, Inhalte darstellen. Wir schalten von einem zum anderen, so als wäre es ein Haus, aber ist es das wirklich? 😉 Wir zeigen so die verschiedenen Perspektiven. Eine Storyline, ein dezentrales Publikum und Setting und alles interaktiv. Nicht ganz einfach die Dramaturgie – fast schon theatral, aber immer mit Blick auf Inhalt, Verstehen, Erleben und Mitmachen. Storytelling halt.

Neben den teils dramatischen Folgen für die Live-Kommunikation, siehst Du auch Chancen?

Petra Lammers: Es wird weiter Events und Kommunikation geben. Auch nach Corona oder sonstigen noch kommenden Krisen. Wir müssen nur dynamischer auf die aktuellen Erfordernisse eingehen – auf Veranstaltungsgrößen, auf Formate, auf Zielgruppen, auf Budgets, auf Netzwerke. Ich glaube, dass diese Zeit uns brutal durchrüttelt, und dass sich die Player auch eventuell wandeln werden.

Wichtig finde ich: Aus der Live-Kommunikation kommend, verstehen wir Menschen und damit direkte Kommunikation. Kommunikation ist – wie man ja heute sieht – ein unfassbar starkes Mittel. Es müssen immer Dinge kommuniziert werden. Man muss nur – aktiv schnüffelnd wie die Maus auf der Suche nach Käse – gucken wo und was genau.

Vielen Dank für die spannenden Ansätze!

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