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Die Eventbranche muss sich endlich weiterentwickeln – eine neue Initiative will den Anstoß zur Revolution geben

Von Katharina Stein 21.1.2014 ~6 Minuten Lesezeit

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Es braut sich etwas Spannendes zusammen – eine neue Initiative, die die inhaltliche Entwicklung der Live-Kommunikation vorantreiben möchte. Hinter ihr stehen drei der wahrscheinlich innigsten und treusten Kritiker der Branche: Matthias Kindler, Christian Schmachtenberg und Wolf Rübner.

„In der Event-Branche herrscht eine erstaunliche Sprachlosigkeit – zumindest wenn es um eine inhaltlich fundierte Diskussion über Haltung, Qualität, Kreation, Wirkung oder den Nachwuchs geht. Wir sind überzeugt, dass sich unsere Branche endlich inhaltlich weiterentwickeln muss. Und das schafft keiner von uns allein.“, so die Initiatoren.

Erster Anstoß der Initiative war ein Treffen mit knapp 20 Teilnehmern, bestehend aus Vertretern von unter anderem Eventagenturen, Kunden, Eventdienstleistern, Hochschulen sowie der Presse. Ziel war es in Workshops Themen und Probleme der Branche zu diskutieren und herauszuarbeiten – und ein inhaltliches Fundament für weiteres Engagement zu schaffen.

Warum in der Eventbranche endlich etwas passieren muss, brachten Prof. Hans Rück und die drei Initiatoren in vier einleitenden (Brand)Reden auf den Punkt. Die zentralen Kritikpunkte und Kernthesen gebe ich an dieser Stelle gerne weiter, die Ergebnisse der Workshops werden die Initiatoren selbst in naher Zukunft in pointierter Form veröffentlichen.

Agentur: wie sehen Eventagenturen der Zukunft aus?

Live-Kommunikation ist im Marketing kein Thema, so Wolf Rübner. Wir sind eine Branche ohne Gesicht, wir haben keinen strahlenden Vertreter, der die Effektivität, Qualität und Fachkompetenz adäquat verdeutlicht. Im Außenbild wird die Eventbranche oft nicht ernst genommen: „Man kennt sich mit der operativen Umsetzung von Events aus, aber nicht mit Marketing“. Nicht seltene Vorgehensweisen im Stil von „Der Geschäftsführer holt den Auftrag, der Praktikant setzt ihn um“ korrigieren dieses Bild nicht gerade. Intransparenz, der Pitch-Wahnsinn, kein klares Portfolio, eine fehlende Interessensvertretung für alle Eventagenturen, nicht zuletzt das Imageproblem aller Agenturen und eine mangelnde Lernkultur aufgrund von Zeitdruck und knappen Kassen tun ihr Übriges dazu und setzen Eventagenturen enorm unter Druck. Daher stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft der Eventagenturen aus? (Sinngemäß nach Wolf Rübner)

Haltung: es ist Zeit einen Qualitätsanspruch einzufordern

„Warum ist Live-Kommunikation das „Schmuddelkind“, obwohl sie so wichtig ist?“, fragt Matthias Kindler. „Wie können wir das endlich ändern?“ Bereits 2004 beschrieb eine Abschlussarbeit, dass die Live-Kommunikation (oder damals noch die Veranstaltungsbranche?!) in der Krise sei und man die Chance nutzen sollte, um sich zu ändern, zitiert Matthias. Hat sich etwas geändert? Seiner Meinung nach nicht: Wir haben die Chance nicht genutzt, wir diskutieren immer noch über die gleichen Probleme und haben es nicht geschafft, uns zu ändern. Aus seiner Sicht ist es an der Zeit einen Qualitätsanspruch zu formulieren, zu vermitteln und auch einzufordern! (Sinngemäß nach Matthias Kindler)

Wirkung/Kontrolle: wir brauchen Zahlen, um Eventbudgets zu sichern

„Events sind immer noch eine Black Box“, sagt Prof. Hans Rück. Auch wenn viele über Erfolgskontrolle sprechen, in der Praxis setzt es kaum jemand ein. Die Maßstäbe für Kreativität fehlen, woraus viele Auftraggeber schlussfolgern, dass Kreation austauschbar sei. Vor allem in den Controlling Etagen interessiert Kreation aufgrund fehlender Zahlen nicht, so sein Eindruck.
Compliance kommt seiner Meinung nach als Ausrede für Budgetkürzungen hinzu. Etwas, dessen Wert nicht belegt wird, und zudem häufig nach Bespaßung aussieht, bietet sich geradezu an, um dem Rotstift zum Opfer zu fallen. „Spaß“ komplett zu verbieten, ist jedoch gerade in Bezug auf die Wirksamkeit von Events ein ganz falscher Ansatz, kritisiert er. Schließlich braucht man Elemente wie unterhaltende oder interaktive Showformate, die ein Image, eine Stimmung oder Gefühle transportieren. Reine Informationen ohne jegliche Form von „Spaß“ schließen zentrale Wirkungselemente des Eventmarketings aus. Das ist eine Bedrohung und Gefahr, so Prof. Rück. Eventkontrolle und Nachweise der Wirksamkeit können der Branche laut Rück in vielerlei Hinsicht bei der Argumentation und Budgetsicherung helfen. (Sinngemäß nach Hans Rück)

Kreation: die Hochschulen müssen aufwachen

Was ist der Unterschied zwischen Live-Kommunikation aus den 80er Jahren und heute? Bei vielen Events ist das Grundgerüst aus „Publikum gegenüber Bühne“ immer noch das Gleiche, kritisiert Christian Schmachtenberg. Wie kann es sein, dass bislang niemand auf neue Ideen gekommen ist? „Die Live-Kommunikation entwickelt einfach keine neuen Produkte“, was man seiner Meinung nach bei vielen Awards deutlich sehen kann. Viele Events sind zudem dilettantisch, provoziert er. Die Ursache für diesen Zustand sieht Christian an anderer Stelle: An der Uni wird nichts dergleichen gelehrt oder gefördert. „Todesstern Hochschule“ formuliert er es plakativ in seiner Präsentation und kritisiert die Trägheit der Ausbildungsstätten. „Wir rennen dem Zeitgeist immer nur hinterher“. Das kann nicht sein, es muss sich was ändern, fordert er – und deswegen ist der Aufruf seiner letzten Folie eindeutig: Revolution! (Sinngemäß nach Christian Schmachtenberg)

Kritik aus dem Teilnehmerkreis kam prompt: Das ist zu negativ, die positiven Seiten, die tollen Projekte und Vorbilder fehlen in diesen Darstellungen. Trotzdem sehen auch die Teilnehmer natürlich Verbesserungspotenzial. Gerade da sich die Marketing-Disziplinen immer weiter überschneiden und nun nicht nur Eventagenturen, sondern auch andere Agenturen im gleichen Becken fischen. Das empfinden wir als Krise, das erhöht auch den Druck. Event ist ein tolles Produkt, das nicht zuletzt dank Social Media an Bedeutung gewonnen hat, doch wir schöpfen die Chancen und Möglichkeiten als Branche und Spezialisten nicht aus. Man kann nicht nur schwarzmalen, aber da ist auch noch viel Luft nach oben, so die allgemeine Resonanz auf die einführenden Plädoyers.

[UPDATE 7.2.2014: » Veröffentlichung des Münchner Manifests zur Live-Kommunikation]

Wie siehst Du das? Brauchen wir eine Revolution, muss sich endlich was tun oder wird hier dramatisiert?

 

Gipfeltreffen

Teilnehmer v.l.n.r.: Andreas Horbelt (Uniplan), Lara Tönshoff (Zibert & Friends), Helge Thomas (pro event), Matthias Kindler (The Companies), Peter Hammer (w&v), Hans-Jürgen Heinrich (events), Polo Looser (MCI Zürich), Ricarda Merkwitz (ISM), Ulrich Wünsch (hdpk), Steffen Baur (Motor Presse), Florian Zibert (Zibert & Friends), Katharina Falkowski (eveosblog.de), Wolf Rübner (EventCampus), Tobias Wannieck (Berater), Markus Katterle (Flash Art), Hans Rück (FH Worms), Christian Schmachtenberg (MDLab), nicht auf dem Foto, aber ebenfalls dabei gewesen: Christine Kuhlmeyer-Kühl (VW)

Gruppenfoto & Gastgeber des Treffens: Zibert & Friends, Artikelfoto: nokomai

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