
Aus der Einleitung des „Experience & Event Design“ Jahrbuchs 25/26
Die Zeiten sind schwierig – wirtschaftlich, gesellschaftlich und geopolitisch. Die Zukunft ist ungewiss, Budgets schrumpfen, Investitionen stocken. Das bekommt auch die Live-Kommunikation zu spüren.
Seit etwas weniger als einem Jahr verzeichnet der ifoGeschäftsklimaindex der Veranstaltungsbranche mit ca. 9.000 monatlichen Meldungen einen stetigen Abw-ärtstrend. Geschäftsklima und der Auftragsbestand bewegen sich dauerhaft im zweistelligen Minusbereich. Einzig die Preisentwicklung bleibt stabil positiv. Gestiegene Kosten und Inflation sind zweifellos zwei Treiber dieser Entwicklung. Hinzu kommen politische Entwicklungen, die die Wirtschaft verunsichern. Faschistische und rechtspopulistische Strömungen nehmen in vielen Ländern beängstigend schnell zu – schüren Hass, Angst und Hetze, möchten kulturelle und nachhaltige Fortschritte zurückdrehen und setzen mit nationalen Abschottungsstrategien die globale Wirtschaft unter Druck.
Das trifft eine Branche wie unsere ganz direkt. Schließlich leben wir von einer freien, kreativen Kultur, innovativen Firmen und Menschen aus aller Welt. Kulturabbau, Ausgrenzung und wirtschaftliche oder ideologische Beschränkungen treffen uns im Kern unserer Arbeit. Gerade deshalb sind wir jetzt gefragt, dagegen aufzustehen.
„Und die Kommunikationsbranche kann bzw. könnte deutlich dazu beitragen, entschieden dagegen vorzugehen. Sie verfügt über die notwendigen Werkzeuge, das Netzwerk und die Fähigkeiten, wirkungsvoll zu kommunizieren“, betont Arne Heyen vom Zentrum für politische Schönheit. Im Kurzinterview (S. 150) spricht er unter anderem darüber, welche Kraft Erlebnisdesign als Protestform hat.
Darüber hinaus sind Erlebnisse gerade in Krisenzeiten von unschätzbarem Wert. Sie stiften Gemeinschaft, stärken Vertrauen und geben Zuversicht. Sie eröffnen Räume für neue Perspektiven, für Inspiration und ermöglichen den kurzen Ausbruch aus dem Alltag.
Erfreulicherweise entstehen solche Momente auch weiterhin. Auffällig ist dabei die Rolle neuer Technologien. Sie sind fester Bestandteil heutiger Erlebnisdesigns – sie erweitern die kreativen, interaktiven und individuellen Möglichkeiten und lassen außergewöhnliche Erlebnisse entstehen.
Gleichzeitig gilt: Technologie soll dem Erlebnis dienen, nicht es dominieren. „Wirklich gute Erlebnisse leben vom Erlebnis, nicht von den neuesten Technologien!“, sagt Sören Fricke von SOLIDSENSE. Andererseits weiß Christoph Diederichs von Atelier Markgraph: „Manchmal ist es eine neue […] Technologie, die den Zugang zu einem Thema überhaupt erst interessant macht“. Die Herausforderung liegt im ausgewogenen Einsatz – zwischen Trend und Mehrwert.
Erlebnisorientierte Technologien müssen heute vieles leisten: Sie sollen Inhalte tragen, Aufmerksamkeit erzeugen, emotional berühren, leichte und multisensorische Zugänge eröffnen, wirtschaftlich bleiben, nachhaltigen Kriterien genügen und gleichzeitig kritisch hinterfragt werden. Im Interview berichten Atelier Markgraph und SOLIDSENSE über Potenziale und Grenzen, Innovationen und Erfolgsfaktoren neuer Technologien (S. 8).
Zeitgenössische Beispiele zeigt diese Ausgabe. Auch wenn die aktuelle Lage in diesem Jahrbuch spürbar ist und es weniger Projekte als sonst präsentiert, bleibt eines deutlich: Mit ästhetischen Raumerlebnissen, gemeinschaftsstiftenden Events und immersiven Welten demonstrieren sie den bleibenden Wert von Live-Kommunikation.
Auf geht’s – zum Stöbern, Diskutieren und Demonstrieren!
Katharina
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