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COVID-19 Umfrage: MitarbeiterInnen der Live-Kommunikation sind positiv gestimmt, trotz Sorgen

Von Katharina Stein 15.6.2020 ~11 Minuten Lesezeit

Es gibt eine Gruppe von Menschen, von denen wir bislang rund um Corona bzw. COVID-19 nur wenig gehört haben: angestellte MitarbeiterInnen aus der Live-Kommunikation. Wie erleben sie die Zeit in Kurzarbeit, mit eventuell weniger Gehalt, mit der nahezu komplett weggebrochenen Auftragslage und der unsicheren Situation ihrer ArbeitgeberInnen? Wir haben sie gefragt – und das wohl überraschendste Ergebnis dieser Umfrage: trotz Sorgen und sichtbarer Veränderungen sind die meisten eher positiv gestimmt.


Um dies deutlich und vorab klarzustellen: Diese Umfrage ist nicht repräsentativ! Sie war komplett anonym, auch für uns, und ich habe keinerlei repräsentativer Auswahl getroffen. Sie ist ein Stimmungsbild von insgesamt 110 TeilnehmerInnen.


Die interessantesten Ergebnisse der Umfrage

Das überraschendste Ergebnis dieser anonymen Umfrage ist sicherlich, dass die Mehrheit der TeilnehmerInnen einen eher zuversichtlichen Eindruck hinterlässt. Den meisten geht es laut eigener Aussage gut. Auch wenn die MitarbeiterInnen ein komisches Bauchgefühl haben und sich durchaus Sorgen machen, vornehmlich um die Zukunft der Branche. Es werden auch deutliche Veränderungen im Berufsalltag genannt. So sind die meisten in Kurzarbeit und arbeiten im Homeoffice. Zudem beschäftigt sich eine Mehrheit derzeit mit neuen Konzepten und Ideen sowie mit verschobenen oder umgedachten Projekten anstatt mit der Planung und Umsetzung von Erlebnissen.

Interessant finde ich auch, dass die meisten TeilnehmerInnen die Corona-Situation zum Umfragezeitraum trotz Lockerungen für zu riskant halten, um wieder Veranstaltungen umzusetzen. Und das trotz der persönlichen Betroffenheit, das finde ich sehr verantwortungsvoll. Jedoch gehen auch die meisten davon aus, dass nur die wenigsten Firmen Veranstaltungen planen oder besuchen werden.

Doch trotz der klar benannten Sorgen und Veränderungen denkt eine Mehrheit, dass es der eigenen Firma bzw. Agentur gut bis halbwegs gut geht. Nur die wenigsten schätzen die Lage als eher schlecht oder schlecht ein. Gerade dieses Ergebnis finde ich sehr überraschend.

Wie man sich das erklären kann? Es gibt sicherlich verschiedene Theorien. Die meiner Meinung nach wahrscheinlichste hängt mit dem hohen Anteil an Antworten aus Agenturen zusammen. Hier sind die Möglichkeiten für alternative Angebote noch am größten. Manche spezialisierte Dienstleister, die womöglich auch hohe Lagerkosten haben, könnten es je nach Angebot schwerer haben. Vermutlich sind auch u.a. kleinere Selbständige und eher handwerkliche Zuliefererbetriebe stärker betroffen. Man sollte aber auch nicht übersehen, dass etwas weniger als ein Drittel der TeilnehmerInnen angegeben hat, Angst um den eigenen Job zu haben. Das ist nicht wenig! Nichtzuletzt könnte es auch sein, dass die Freude über die Arbeit an neuen Konzepten und Ideen sowie das geringere Arbeitspensum die persönliche Wahrnehmung etwas beeinflusst. Was in welchem Fall tatsächlich zutrifft, weiß ich nicht, jedoch sollte man dieses Ergebnis definitiv mit Vorsicht genießen!

Mein persönliches Fazit

Ein überraschendes, aber eigentlich auch sehr erfreuliches Ergebnis. Mir scheint als ob einige MitarbeiterInnen auch fast ein bisschen glücklich über den Schnitt in ihrem Arbeitsalltag sind. Manchen tut das Durchatmen und weniger Arbeiten in einem so stressigen Job vielleicht sehr gut. Nun kann man auch wieder mehr an neuen Ideen und Konzepten arbeiten – anstatt im regulären Arbeitspensum unterzugehen. So zumindest mein Eindruck.

Auch wenn es für die ArbeitgeberInnen eine schwere Situation ist, so sind motivierte MitarbeiterInnen gerade jetzt sehr wertvoll! Noch mehr als sonst hängt nun vieles davon ab, wie flexibel und innovativ eine Firma ist. Ob sich diese scheinbar positive Sichtweise unter den UmfrageteilnehmerInnen auch tatsächlich bewahrheitet und viele Firmen und Agenturen Corona doch irgendwie überstehen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Übrigens deckt sich diese auffällige Zufriedenheit auch mit einer Umfrage von Zeit Online. Mit Beginn des Lockdowns stieg die Zufriedenheit der Leser plötzlich an. Nun werden unter den Zeit Online Lesern vermutlich weniger alleinerziehende Kassiererinnen oder andere negativ betroffene Menschen sein, aber man könnte trotzdem etwas daraus lernen: Wieviel etwas weniger Arbeit und dagegen mehr Entschleunigung, Homeoffice und kreative Freiräume doch bewirken können! Ich kann nur hoffen, dass viele danach nicht wieder zu einem vielleicht noch stärkeren Budget- und Zeitdruck zurückkehren. Man könnte es ja als eine Art Neuanfang sehen und tatsächlich manche Dinge anders machen!


Umfrageergebnisse: Die Sicht und Situation von MitarbeiterInnen in der Live-Kommunikation während COVID-19

110 TeilnehmerInnen. Mehrfachnennungen waren möglich. Umfragezeitraum: 15. Mai bis 10. Juni 2020.

Die Corona-Situation wird ganz unterschiedlich empfunden. Manche sehen es locker, andere sind bedrückt oder verängstigt, wieder andere genießen die Zeit sogar. Wie fühlst Du Dich?

Die eindeutige Mehrheit der TeilnehmerInnen fühlt sich gut. Auch wenn beim Großteil ein komisches Bauchgefühl bleibt (66 Antworten). Weitere 30 genießen sogar manche Veränderungen. Bei der unsicheren Situation der Branche, hätte ich mit etwas durchwachseneren Zahlen gerechnet. Aber im Grunde spiegelt es auch unsere persönliche Stimmung wider.

Gerade die Live-Kommunikation ist schwer getroffen von den Einschränkungen. Was bereitet Dir Sorgen?

Trotz der guten Stimmung machen sich die meisten TeilnehmerInnen durchaus viele Sorgen um die Corona-Auswirkungen. Die größten Sorgen bereitet den meisten die Zukunft der Branche (69) und die allgemeinen wirtschaftlichen Folgen (58). Doch auch gesellschaftliche und soziale Entwicklungen sowie der persönliche Verdienstausfall, der langfristig zu finanziellen Problemen führt, (beide 48) sind ein Thema. Angst um den eigenen Job gibt weniger als ein Drittel der TeilnhmerInnen an (30). Nur der kleinste Teil macht sich nicht so viele Sorgen (14).

Bist Du in Kurzarbeit?

Dass in der Live-Kommunikation nicht alles ok ist, zeigt die große Mehrheit der TeilnehmerInnen, die in Kurzarbeit sind. Insgesamt antworten nur 20, dass sie nicht in Kurzarbeit sind. Alle anderen sind in Kurzarbeit und arbeiten zum Großteil nur ein paar Stunden (52), etwas weniger als (24) oder sind sogar zu 100% in Kurzarbeit (14).

Welche Aufgaben hast Du gerade in Deinem Job?

Auch der Blick auf die aktuellen beruflichen Aufgaben der TeilnehemerInnen zeigen, dass die Branche derzeit etwas anders tickt. Die meisten beschäftigen sich mit neuen Konzepten und Ideen (46) und versuchen vermutlich neue Geschäftsmodelle aufzutun. Danach folgt aber auch eine große Gruppe, die angeben sogar viel und nahezu das Gleiche zu tun zu haben, wie zuvor (36). Alte verschobene oder umgedachte Projekte machen ebenfalls einen großen Teil der Beschäftigung aus (33).

Bist Du im Homeoffice? Wenn ja, wie findest Du das?

Der größte Teil der TeilnehmerInnen befand sich zum Umfragezeitpunkt im Homeoffice. Nur 20 sagen, dass sie nicht im Homeoffice sind. Positiv ist immerhin, dass die meisten es zumindest ok finden (45) oder es ihnen gut gefällt (31) Zuhause zu arbeiten. Ein unfreiwilliger Praxis-Test, der dem Modell vielleicht etwas auf die Sprünge hilft.

Warum findest Du es im Homeoffice gut oder schlecht?

Im Detail gefragt, was den Menschen gut oder nicht so gut am Homeoffice gefällt, stechen drei Aspekte heraus. Zuhause scheinen die MitarbeiterInnen mehr Ruhe zu haben (34) und sich ihre Zeit besser einteilen zu können (46). Was den meisten fehlt? Die KollegInnen und Gespräche (52). Ein Aspekt, der in Corona-Zeiten aber wohl auch einen besonderen Stellenwert hat. Dieses Ergebnis ist wohl ein ziemlich deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl, dass nicht wenige MitarbeiterInnen Zuhause sogar besser arbeiten können. Aber auch nicht ganz auf persönliche Kontakte mit den KollegInnen verzichten möchten.

Firmen/Agenturen müssen Kredite aufnehmen, nutzen die Kurzarbeit oder treffen andere Maßnahmen. Das ist auch für die MitarbeiterInnen nicht leicht. Fühlst Du Dich von Deinen ArbeitgeberInnen gut informiert, eingebunden und verständnisvoll behandelt?

Erfreulich ist, dass die Mehrheit der TeilnhmerInnen sich von den ArbeitgeberInnen gut informiert, eingebunden und verständnisvoll behandelt fühlt (56). Nur 12 TeilnehmerInnen antworten mit einem eindeutigen „Nein“. Allerdings finde ich die Gruppe der Unentschiedenen mit 38 „Geht so“-Antworten auch gar nicht so klein.

Derzeit sind in manchen Bundesländern wieder Events mit Auflagen erlaubt. Findest Du es gut, wenn Du jetzt wieder Events betreuen solltest?

Interessant ist die mehrheitliche Einschätzung der TeilnehmerInnen, dass die Situation trotz Lockerungen noch zu fragil für Veranstaltungen und das Risiko zu groß ist (64). Dieses Ergebnis zeigt trotz der persönlichen und teils finanziellen Betroffenheit soziales Verantwortungsbewusstsein! Dass es so eindeutig ausfällt, hätte ich nicht gedacht.

Werden Firmen überhaupt Veranstaltungen planen und besuchen wollen?

Die meisten gehen aber sowieso davon aus, dass trotz Lockerungen nur die wenigsten Firmen Veranstaltungen planen oder besuchen werden (59). Die Unsicherheiten seitens der Firmen sind vermutlich und verständlicherweise groß.

Bietet und entwickelt ihr alternative Formate und Angebote an?

Passend zu dem hohen Anteil der TeilnehmerInnen, die an neuen Konzepten und Ideen arbeiten, gibt auch bei dieser Frage die Mehrheit an, sich derzeit viele neue Formate und Angebote auszudenken (52). Darunter scheint auch ein hoher Anteil von Agenturen oder Firmen zu sein, die schon vorher andere Dienstleistungen angeboten haben (31). Zusammengerechnet ergibt sich jedoch auch ein fast halb so großer Teil, der nur grundlegende, alternative Angebote (wie Streamen von Vorträgen)(24) anbietet, der nichts anderes anbietet (11) oder nicht allzu viel tun kann, weil viele MitarbeiterInnen in Kurzarbeit sind (20).

Wie schätzt Du die Lage Deiner Firma/Agentur ein?

Dies ist wohl das interessanteste und überraschendste Ergebnis dieser Umfrage! Eine sehr eindeutige Mehrheit der TeilnehmerInnen schätzt die Lage ihrer Firma oder Agentur als gut (22) oder halbwegs gut (65) ein. Nur wenige schätzen die Lage als „eher schlecht“ (19) ein und noch weniger finden, dass es „gar nicht gut aussieht“ (6). Damit habe ich definitiv nicht gerechnet!

Bedenkt man den realen nahezu Komplettausfall an Projekten innerhalb der Branche und die düsteren Aussichten der Verbände, Branchenkenner und verschiedenen Initiativen, sind diese Einschätzungen durchaus überraschend.

Wo bist Du angestellt?

Auch wenn die Umfrage anonym war, so erhalten wir hier einen kleinen Eindruck der TeilnehmerInnen. Der Großteil stammt aus Agenturen für Live-Kommunikation (49). Darunter befindet sich aber auch ein zweithöchster Anteil an MitarbeiterInnen aus „sonstigen Firmen“ (23). Das ist eine recht hohe Zahl, die die Deutung etwas schwierig macht. Der summierte, größte Teil lässt sich aber auf eindeutige ArbeitgeberInnen aus der Veranstaltungsbranche zurückführen.

 


Freie Kommentare

Die TeilnehmerInnen konnten auch freie Kommentare zu verschiedenen Aspekten ergänzen.

Zum Thema Homeoffice: Gerade als Pendler besonders gut, da weniger Zeit auf der Strecke bleibt. Ich bin am Ende des Arbeitstages weniger erschöpft, obwohl ich teilweise sogar mehr Stunden arbeite. Da das Pendeln wegfällt, kann ich bereits früh morgens anfangen und somit selbst mit der Regelarbeitszeit von 8,5h um 16.00h fertig sein.

Es kommt in der Tat darauf an, welche Formate man bedient. Wer sich als Teil des Beziehungsmanagements sieht, kann Begegnungen nicht digitalisieren. Bei Komminikationsaufgaben und Wissensvermittlung mag das anders sein.

Nicht resignieren, die Chance neue Möglichkeiten zu entdecken und neue Formate zu entwicklen nutzen.

Ich finde die Zeit eingentlich sehr inspirierend, da man viele virtuelle Events besuchen kann, Schulungen & Weiterbildungen machen kann und die Zeit sinnvoll nutzen kann. Hätte ich eine eigene Agentur, würde ich mit meinen Mitarbeitern jetzt fliegen und neue Visionen für die zukünftige Arbeit entwickeln.

Arbeite in einer Kommunikationsagentur bei der Live Communication ein Schwerpunkt ist. Wir haben daher laufend Kontakt zu unseren Kunden, die auch in anderen Kommunikationsbereichen betreut werden. Die Stimmung für Events im B2B Bereich ist sehr trübe. Keiner unserer Kunden will für dieses Jahr Events verantworten, auch wenn es die enstprechenden Sicherheitskonzepte dazu gibt. Fast alle versuchen daher ihre Budgets schon jetzt auf andere Kanäle auszurichten. Das macht für das nächste Jahr wenig Mut für unseren Bereich. Der andere Teil sind Künstler & Supplier – hier bekomme ich die negative Stimmung voll ab (Terminverschiebungen bzw. Honorarverhandlungen zu Absagen etc.). Das macht den Job gerade nicht einfach.

Danke für diese Umfrage – die Fragen treffen unsere Situation sehr gut! Es wird sich in Zukunft mit Sicherheit einiges ändern, z.B. werden „Standard“ Meetings öfter online durchgeführt. Wir waren mit die ersten, die von der Krise betroffen sind, und werden mit die letzten sein, die wieder „normal“ arbeiten können. Ich hoffe sehr, dass wir von der Politik nicht übersehen werden! Und dass wir bald wieder „richtige“ Events veranstalten können – LIVE ist nun mal nicht durch digital zu ersetzen.

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