173 Nationen präsentieren sich auf der Weltausstellung in Dubai, dazu kommen diverse Themenpavillons. Kein Wunder also, dass alle, die vor Ort waren, ganz unterschiedliche Empfehlungen mit nach Hause bringen. Worin sich aber alle, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, einig sind: ein Besuch lohnt sich.
Das Gelände der Weltausstellung ist ein angenehmer, gut gelaunter Ort voller Optimismus. Man trifft hier wirklich Menschen aus aller Welt und kann – innerhalb von einem oder zwei Tagen – die halbe Welt besuchen. Saudi-Arabien genauso wie den Iran, Palästina wie Israel. Friedlich vereint. Ein Ort, der Hoffnung macht.
Und natürlich präsentieren sich hier die letzten Trends aus Architektur, Ausstellungsdesign, Medientechnik, Interaktion und Show. Für Menschen aus der Branche also definitiv ein Ort, den man besuchen sollte. Man lernt von jedem einzelnen Pavillon – egal ob er gefällt oder nicht. Die folgenden Pavillons sind mir dabei besonders in (positiver) Erinnerung geblieben…
Ein Gastkommentar von Andreas Horbelt. Als Kreativdirektor und Mitglied der Geschäftsleitung bei facts and fiction hat er mit seinem Team vier Pavillons auf der Expo 2020 kreativ verantwortet – Deutschland, Monaco, Belgien und Jordanien – und somit viel Zeit in Dubai verbracht.
Expo 2020 in Dubai: 10 Must-See Pavillons
Vereinigte Arabische Emirate
Die Architektur von Santiago Calatrava beeindruckt durch ihre ikonografische Form: Der abstrahierte Falkenflügel symbolisiert das Wappentier des Landes. Die „Flügel“ aus Kohlefaser schützen die Solarpaneele auf dem Dach und können in drei Minuten vollständig geöffnet werden, wodurch sich die Architektur komplett verändert. Ergänzt wird der Pavillon durch eine umfassende Ausstellung über die Geschichte des Landes, seine blühende Gegenwart und seine visionäre Zukunft.
Mobility
Der Pavillon in der Form eines riesigen „Widget Spinners“ präsentiert ein szenografisches Feuerwerk. Drei riesige Menschenpuppen begrüßen die Gäste. Gegenüber ein über einhundert Meter langer Fries, der die Geschichte der Mobilität erzählt: Vom aufrechten Gang bis zur Eroberung des Weltalls, unfassbar. Und auch der Rest der Ausstellung ist in seiner Unterschiedlichkeit faszinierend und beeindruckend – auch wenn stellenweise visuelle Überforderung droht…
» 360° Tour durch den Mobility Pavillon
Österreich
Unter dem Motto „Austria makes Sense“ bietet der österreichische Pavillon einen wunderschönen, entschleunigten Raum, der seine Gäste dazu einlädt, mit allen Sinnen wahrzunehmen. Eine Oase der Gelassenheit, ein erfrischender Kontrast zu den digitalen Feuerwerken, die die meisten anderen Ausstellungen dominieren.
» 360° Tour durch den Österreich Pavillon
Spanien
In seiner äußeren Form fast ein Zwilling des österreichischen Pavillons, bietet Spanien eine abwechslungsreiche Ausstellung, die – wie auf vergangenen Weltausstellungen auch – ganz unterschiedliche Tonalitäten sehr frei und künstlerisch kombiniert. Eine sehr schöne, klassische Ausstellung im Wartebereich wird gefolgt von einer riesenhaften – und rätselhaften – interaktiven Medienskulptur, es folgt ein klassisches Kino (mit einem sehr guten Film) und ein wirklich schöner interaktiver Ausstellungsraum. Sehenswert.
» 360° Tour durch den Spanischen Pavillon
Deutschland
Okay. Wer selber vier Nationen auf der Weltausstellung kreativ verantwortet, kann nicht objektiv sein. Aber ich glaube, dass unser Deutsche Pavillon auf diese Liste gehört, ist unbestreitbar…
Campus Germany lädt dazu ein, sich auszutauschen und zu lernen. In der offenen, demokratischen Architektur erwarten die Gäste verschiedene Labs mit großen, immersiven Inszenierungen – und vielen Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft. Die abschließende Show in der Graduation Hall bringt die BesucherInnen aus aller Welt gemeinsam in Bewegung – denn nur gemeinsam werden wir die Herausforderungen der Zukunft lösen.
» 360° Tour durch den Deutschen Pavillon
Japan
Als Architektur nur bedingt überzeugend, bietet der Pavillon sicher das poetischste Besuchserlebnis. Neben der einleitenden Show, die Nebel, Beamer und Fadenvorhänge unvergleichlich ästhetisch kombiniert, bleibt definitiv die Ausstellung der Miniaturuniversen des japanischen Künstlers Tatsuya Tanaka in Erinnerung, die Visionen und Ideen Japans in spielerischen Dioramen mit aufwendigen Details präsentiert.
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Pavillon der Frauen
Von außen unscheinbar, ist die Ausstellung im Pavillon definitiv sehenswert. Eine multisensorische Reise, die den Wandel feiert und zu neuen Perspektiven inspiriert. Die Ausstellung zeigt Arbeiten bekannter regionaler und internationaler Frauen und inspiriert auf intelligente Weise dazu, sich für den Wandel einzusetzen, Stereotypen zu durchbrechen und falsche Vorstellungen über die Rolle der Frau zu dekonstruieren.
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Niederlande
Im Bereich Nachhaltigkeit gelegen, ist der niederländische Pavillon zu 100% den Prinzipien des zirkulären Designs verpflichtet. Ich weiß nicht, ob das je zuvor mit dieser Konsequenz und Entschlossenheit bei einem Gebäude umgesetzt wurde. Das Ergebnis ist nicht zwingend schön, aber dafür umso intelligenter – und damit ein visionärer Vorläufer einer neuen, verantwortungsvollen Architektur von morgen. Ein Pavillon, der definitiv in die Reihe der unvergesslichen Architekturen gehört, die sich auf Weltausstellungen präsentiert haben, der Eifelturm des Jahres 2021.
» 360° Tour durch den Niederländischen Pavillon
Polen
Die flatternden Flügel der kinetischen Skulptur, die den Pavillon umhüllt, sind ein Blickfang. Wie ein Vogelschwarm bewegen sie sich sanft in der Luft, spielen mit dem Licht und werfen wunderschöne Muster auf das Gebäude, das komplett aus Holz gebaut wurde. Ausstellung und Architektur verschmelzen zu einer beeindruckenden gestalterischen Einheit, die Ausführungsqualität aller Bauteile fasziniert. Nach der Expo soll das Gebäude zerlegt, verschifft und anderswo wieder aufgebaut werden.
» 360° Tour durch den Polnischen Pavillon
Schweiz
Architektur als große Geste: Die schräge Spiegelwand lässt BesucherInnen des Pavillons zum Teil der Fassade werden. Ein idealer Fotopoint – samt Schweizer Flagge. Und dann: Eine Bergtour im Nebel. Multisensorisch, überraschend, erfrischend. Das macht wirklich Spaß und bringt die Gäste für einen Moment in die kühlen Schweizer Alpen. Da stört es auch nicht, dass der Rest der Ausstellung zur langweiligen Sponsorenpräsentation geraten ist – muss man trotzdem gesehen haben.
» 360° Tour durch den Schweizer Pavillon
Außerdem sehenswert: Kasachstan, Bahrein, Russland, Luxemburg, Pakistan, Saudi-Arabien, der Sustainability Pavillon, der Vision Pavillon, und natürlich Belgien, Monaco und Jordanien, die wir genauso wie den Deutschen Pavillon kreativ verantworten durften.
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» Eröffnungsshow und weitere Expo-Eindrücke
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