Symbolbild für Teamwork und New Work Beispiele

5 Beispiele für New Work Arbeitsstrukturen, die MitarbeiterInnen einbinden und motivieren

Von Katharina Stein 28.4.2022 ~5 Minuten Lesezeit

Dass sich die Arbeitswelt und Führungsstrukturen verändern, ist nun schon länger und den meisten bekannt. Einige Unternehmen und Agenturen bemühen sich zunehmend um flexiblere und offenere Strukturen, die individuelle Spielräume für MitarbeiterInnen ermöglichen und die Motivation sowie die Bindung fördern. New Work ist in aller Munde. Doch noch gehen viele das Thema sehr zaghaft und geprägt von alten Denkweisen an.

Nicht selten fehlt es auch einfach nur an Ideen und Anregungen, was und wie sich etwas ändern könnte. Andererseits müssen neuartige Ansätze häufig mit Unverständnis oder Totschlagargumenten wie „Ich bin seit 30 Jahren Unternehmer und weiß: das geht nicht“ kämpfen. Dass so manch vermeintlich unrealistische Firmen- und Arbeitsstruktur doch funktionieren kann, zeigen uns interessante und anregende Praxisbeispiele, die man z.B. beim New Work Award finden kann.

Dieser von Xing initiierte Award wird an innovative und visionäre „Konzepte der Arbeit“ vergeben. Neben den Gewinnern sind auch die Finalisten immer einen Blick wert, um sich inspirieren zu lassen, wie man womöglich auch die eigene Agentur oder Firma neu strukturieren kann. Hier sind fünf meiner Meinung nach interessante New Work Beispiele, Projekte und Initiativen aus den letzten Jahren.

New Work Modelle: 5 Beispiele für neue Führungs-, Agentur- & Firmenstrukturen

Team Neusta Campus: mit Selbständigen und Start-Ups unter einem Dach

Die Internetagentur neusta hat innerhalb ihrer eigenen Räumlichkeit Platz für externe Selbständige und Gründer gemacht. Der neusta campus ist zum einen ein Coworking Space in dem man Arbeitstische auf Zeit mieten kann. Zum anderen bietet die Firma Start-Ups ihre Unterstützung bei der Ideenentwicklung und Gründung an.

Eine meiner Meinung nach sehr gute Idee, um frischen Wind durch andere und innovative Menschen in die Firma zu tragen, den eigenen MitarbeiterInnen das Gefühl zu geben, in einem kreativen und lebendigen Umfeld zu arbeiten und zudem auch als Unternehmen immer wieder mit neuen Ideen konfrontiert zu werden und davon natürlich auch zu profitieren.


Dark Horse: eine Agentur, 30 Chefs, keine MitarbeiterInnen

Was zunächst für viele nach Basisdemokratie-Grauen klingt, kann anscheinend doch funktionieren. 2010 startete die Agentur mit 30 gleichberechtigten GründerInnen, die alle strategische Entscheidungen treffen können. Um endlose Diskussionen zu vermeiden, sehen sie sich selbst eben nicht als Demokratie „in der die Quantität eines Arguments entscheidend ist“, sondern als „Holakratie, in der die Qualität eines Arguments zählt“. Ein Vetorecht gibt es in Härtefällen auch. Wie genau das in der Praxis funktioniert würde mich aber schon interessieren :)

Der Mix aus 25 verschiedenen Disziplinen bietet nicht nur ein großes Angebot für Kunden, sondern ermöglicht ihnen Projekte von verschiedenen Seiten zu betrachten und projektbezogen in wechselnden Teams zusammenzuarbeiten.

Klingt spannend und für Selbständige, die an sehr eigenverantwortliches und gleichzeitig konsensorientiertes Arbeiten im Team gewohnt sind, recht plausibel, aber eventuell auch nicht immer leicht.


Andrä: freiwillige MitarbeiterInnen betreuen Personalthemen

„Wer kann das Thema Personal besser organisieren, als das Personal selbst?“ sagt die Software Firma. Deswegen kümmert sich ein freiwilliger Personenkreis um alle Personalthemen und dient als Ansprechpartner. Feedback kommt von Peergroups aus den MitarbeiterInnen und nicht von oben. Die MitarbeiterInnen sind selbst dafür verantwortlich neue Stellen zu konzipieren und neue Angestellte einzuarbeiten. Auch über Neueinstellungen wird im Team entschieden. Hierfür wurde extra ein Bewerbungsprozess entwickelt, damit jeder Vorstellunsgsgespräche und Probetage betreuen und BewerberInnen bewerten kann. Das stellt für die Geschäftsführung nicht zuletzt auch eine enorme Entlastung dar.


it-agile: die Firma gehört zu über 60% den MitarbeiterInnen

Hinter der Softwarefirma steckt eine GmbH und Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft. Jeder festangestellte Mitarbeitende bekommt nach der Probezeit Anteile. Zuerst einen halben, nach zwei Jahren einen ganzen Anteil. Wichtig dabei ist, dass nach zwei Jahren alle MitarbeiterInnen den gleichen Anteil haben. Neben den Anteilen haben auch alle Angestellten von Beginn an ein gleichwertiges Stimmrecht, um über die strategische Ausrichtung, Gehälter und die Führung mitzubestimmen.

Praxis-Beispiele
Gehaltschecker: Die MitarbeiterInnen wählen jährlich aus ihrer Runde vier GehaltscheckerInnen, die die für alle transparenten Gehälter (bzw. vor allem die Hochstufungen auf unseren Gehaltsstufen) festlegen. Seit Einführung 2012 gehört niemand aus der Geschäftsführung diesem Gremium an.
Reisekostenregelung: Es gibt eine sehr einfache Spesen- oder Reisekostenregelung. Vertrauen gegen Transparenz. Jeder entscheidet selbst, dafür macht er seine Ausgaben transparent.
Peergroups: Statt Beurteilungsgesprächen mit den ChefInnen oder der HR-Abteilung sucht sich jeder drei bis vier KollegInnen, die ihn bei seiner Weiterentwicklung unterstützen.


oose Innovative Informatik: Verzicht auf Führungskräfte & alle Macht den MitarbeiterInnen

Bis auf ein laut eigenen Aussagen formal notwendiges Minimum, hat das Unternehmen auf Führungskräfte verzichtet und definiert fortan Führung als einen „integrativen Bestandteil der Arbeit eines jeden Mitarbeitenden“. Einzelne Führungspersonen werden mit Führungskreisen ersetzt, die für bestimmte Bereiche die Verantwortung übernehmen. Über „wichtigere“ Fragen wird demokratisch unter allen MitarbeiterInnen entschieden.

Worüber die Kollegenkreise & MitarbeiterInnen u.a. selbständig entscheiden:

  • Einstellung neuer KollegInnen, deren Einarbeitung, Mentoring und Probezeiten
  • Inhaltliche sowie finanzielle Aspekte und Geschäftsmodelländerungen
  • Weiterbildung und Förderung
  • Gehaltserhöhungen
  • Es gibt keine festen Arbeitszeiten, -orte oder eine Arbeitszeiterfassung. Hier entscheidet jeder selbst, unter Berücksichtigung betroffener MitarbeiterInnen. Alles eine Frage des Vertrauens und der Absprache.

Dann lass Dich inspirieren und nicht von alten Denkmustern abhalten! Wie Du siehst, es kann funktionieren!

Ein abschließender Hinweis: In diesem Rahmen bin ich auf intrinsify.me gestoßen. Hier gibt es viele Artikel, Informationen, Beispiele, Schulungen und Beratung rund um das Thema New Work und „alternative Führungs- und Organisationssysteme“.


 

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