Blauer Engel für Veranstaltungen: Neues Nachhaltigkeitssiegel – Analyse und Vergleich zu ISO 20121:2024

Mit dem Start des Blauen Engels für Veranstaltungen im Januar 2025 erhält die Veranstaltungsbranche ein neues Nachhaltigkeitssiegel. Doch an wen richtet sich das neue Nachhaltigkeitsiegel, für welche Projekte ist es gedacht und wo liegen die Unterschiede zum etablierten ISO 20121:2024? Jürgen May von 2bdifferent fasst die wichtigsten Aspekte in einer Kurzanalyse zusammen.

Blauer Engel für Veranstaltungen – Kurzanalyse von Jürgen May

Der Blaue Engel richtet sich primär an Veranstaltungsorganisatoren, Veranstaltungszentren und deren Kunden, die Veranstaltungen mit einem klaren Fokus auf Umweltfreundlichkeit ausrichten möchten.

Der Blaue Engel zielt darauf ab, die Umweltauswirkungen von Veranstaltungen zu minimieren. Im Fokus stehen die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, Ressourcenschonung und die Förderung umweltfreundlicher Praktiken, beispielsweise durch die Nutzung erneuerbarer Energien, klimafreundliche Mobilität und nachhaltige Gastronomie.

Vergleich des Blauen Engels mit der ISO 20121:2024

Die ISO 20121:2024 hingegen hebt sich durch ihren holistischen Managementansatz ab, der Nachhaltigkeit tief in die organisatorischen Prozesse integriert und betrachtet alle Umweltaspekte über den gesamten Lebenszyklus der Veranstaltung. Dieser Ansatz fördert eine langfristige ökologische Nachhaltigkeit durch kontinuierliche Verbesserung.

Der Blaue Engel für Veranstaltungen bewertet primär spezifische Umweltkriterien und einen kleinen Ausschnitt der Sozialkriterien für einzelne Veranstaltungen. Er bietet klare Vorgaben und leicht umsetzbare Maßnahmen, die sich besonders für Veranstalter eignen, die kurzfristige Nachhaltigkeitseffekte erzielen möchten. Im Gegensatz dazu betrachtet die ISO 20121:2024 den gesamten Lebenszyklus einer Veranstaltung und alle damit verbundenen Nachhaltigkeitsaspekte, wodurch eine langfristige und systematische Integration von Nachhaltigkeit in die Veranstaltungsorganisation gefördert wird.

Ökonomische Kriterien

Der Blaue Engel stellt keine expliziten ökonomischen Anforderungen. Sein Fokus liegt auf direkten Einsparungen bei einzelnen Veranstaltungen, ohne eine umfassende langfristige Strategie vorzugeben. Die ISO 20121:2024 hingegen fördert die Entwicklung effizienter Prozesse, die auf lange Sicht wirtschaftliche Vorteile bringen können. Zwar sind die anfänglichen Kosten für die Implementierung eines Managementsystems höher, jedoch ergeben sich potenzielle Einsparungen und neue Geschäftsmöglichkeiten -auch durch die internationale Anerkennung.

Soziale Kriterien

Auch im Bereich der sozialen Kriterien gibt es Unterschiede. Der Blaue Engel umfasst grundlegende soziale Standards wie Barrierefreiheit und Maßnahmen gegen Diskriminierung, bleibt jedoch weniger umfassend als die ISO 20121:2024.

Diese betrachtet soziale Aspekte systematisch und integriert sie in alle Prozesse der Veranstaltungsplanung und -durchführung. Zudem fördert sie die Einbindung aller Stakeholder und legt Wert auf die soziale Akzeptanz von Veranstaltungen durch die Einbindung lokaler Gemeinschaften sowie die Förderung von Diversity und Inklusion.

Zusammenfassung

Der Blaue Engel bietet klare und praxisnahe Umweltstandards mit grundlegenden sozialen Anforderungen und eignet sich ideal für Veranstalter, die spezifische Events kurzfristig umweltfreundlich gestalten möchten. Die ISO 20121:2024 geht tiefer und ermöglicht eine systematische Integration ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus einer Veranstaltung. Sie ist besonders geeignet für Organisationen, die langfristige Nachhaltigkeitsstrategien und internationale Anerkennung anstreben.

Die Wahl hängt von den Zielen und Ressourcen der Veranstalter ab: Der Blaue Engel ist optimal für konkrete, umsetzbare Maßnahmen, während die ISO 20121:2024 eine strategische Transformation unterstützt.