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Missverständnis Incentives: warum Motivations-Events nicht (unbedingt) motivieren – von Mario M. Flaschentraeger

Von Katharina Stein 4.5.2011 ~6 Minuten Lesezeit

Incentives oder Motivations-Veranstaltungen sind gern genutzte Muntermacher. Was macht man, wenn man die Produktivität verbessern oder über ein dunkles oder schwieriges Kapitel in der Unternehmensgeschichte hinwegtrösten will? Ein Event oder noch besser ein Incentive! Nur wie gut motivieren Events – motivieren sie überhaupt? Mario M. Flaschentraeger, Gründer und Geschäftsführer der Agentur Commpany, gab uns schon vor längerer Zeit eine interessante und aufschlussreiche Antwort in seinem Blog!

Nach dem Tschaka-Hype der 90er Jahre, hält sich die Annahme und Erwartung, dass Events motivieren können! Heute belächeln wir so angeblich motivierende Events wie „Feuerlauf“ und wissen, dass die tatsächliche und nachhaltige Wirkung eher gering bis gar nicht vorhanden ist. Klar, heutige Incentives sind ausgeklügelter und komplexer! Aber gehen wir da nicht dem gleichen Guru-Versprechen in neuer Form auf den Leim?

Mario M. Flaschentraeger gab in seinem Blog eine interessante und kritische Antwort darauf! Wir haben die wichtigsten Passagen hier gebündelt.

Als Einstieg und um dem Autor folgen zu können, unterscheiden wir zunächst zwei Formen der Motivation:

  • Intrinsische Motivation hat ihren Ursprung in einem inneren und hauptsächlich selbstlosen Antrieb. Eine persönliche Überzeugung, Idealismus oder aber der religiöse Glauben.
  • Extrinsiche Motivation wird durch äußere Interessen vertreten. Beispielsweise Geld oder Anerkennung. Hier ist die Handlung – im Gegenteil zur ersten motivierten Handlung – ein Mittel zum Zweck.

Aber was hat nun Motivation mit Events zu tun?

Mario M. Flaschentraeger: […] Wenn die Frage nach dem Sinn und Zweck von Events gestellt wird, dann ist diese Frage schnell auf die erhoffte Zielsetzung der Motivation zu reduzieren. Unternehmen und von denen reden wir hier, wollen mittels Events Menschen motivieren oder, um es deutlicher zu formulieren, manipulieren.

Soweit so gut! Die Erwartungshaltung ist: Je „geiler“ der Event, umso höher die Motivation. Soweit der Wunsch! Die Realität ist jedoch, dass Unternehmen oft wenig zielführend handeln und der Überzeugung sind, dass ein zumeist singulärer Event dies bereits erreicht und ganze Verhaltensmuster in deren Sinne verändern. Die Realität ist definitiv eine andere. Denn gerade da, wo Motivation zur ökonomischen Zielerreichung oder der Kompensation von betrieblichen Disharmonien eingesetzt werden, reagieren Mitarbeiter umso ablehnender, womit jeder noch so gut gemachte Event zum kostenintensiven Boomerang wird! Der Mensch spürt instinktiv ob er „gekauft“ werden soll und geht in eine Abwehrhaltung. Der maximal zu beobachtete Effekt ist der sogenannte Mitnahmeeffekt, d.h. übersetzt: „Ich nehme den Event mit, aber inhaltlich können die mich mal“. Damit ist das Ziel verfehlt!

Warum ist das so?

Veranstaltungen sind grundsätzlich erst einmal nur eine Kommunikationsplattform. Diese ersetzt nicht, auch wenn dies so erwartet wird, die betriebliche oder inhaltliche Kommunikation. Ganz im Gegenteil, wenn, wie bei Kick-offs üblich, Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen gestellt werden, ohne die „brisanten“ Themen im Vorfeld erörtert zu haben, dann werden diese durchweg Ablehnung erzeugen, so dass kein Event der Welt dieses Kommunikationsgap kompensiert.

Anders formuliert, wenn Events dazu genutzt werden „charmant“ Umstrukturierungen oder ähnlich einschneidende Veränderungen zu kompensieren, so mögen das „Panem et circensis“ sein, aber auf keinem Fall durch den Mitarbeiter akzeptierte Unternehmenskommunikation.

Können Events Motivation bewirken?

[…] Bei Mitarbeiterevents oder Incentives mit einem niedrigen Erwartungslevel (Betriebsfeste, Jubiläums etc.) sind Events weitgehend unkritisch. Die einzige realistische und erzielbare Zielsetzung ist in der Regel Spaß und ein Gemeinschaftsgefühl. Aber sobald Verkaufswettbewerbe, oder selektive Belobigungsevents, für Teile des Unternehmens die Leistung erhöhen sollen, wird es kritisch und mit der Zielsetzung fraglich. Denn des einen Belobigung oder Incentive, kann des anderen (Mitarbeiter) Demotivation sein. Finden Sie es gut, das Sie das ganze Jahr gearbeitet haben und ein anderer steht stattdessen auf dem Treppchen oder bekommt die Traumreise „spendiert“? Motiviert das? NEIN, das tut es natürlich nicht und da stehen Sie nicht alleine da. Trotzdem sind solche Events in irrationaler Weise an der Tagesordnung. Die irrige Annahme ist weitverbreitet, dass bei entsprechend attraktiven Maßnahmen, alle künftig noch mehr bereit sind nach den Wurst zu schnappen.

Hier genau setzt das Problem von extrinsischer Motivation ein. Wenn eine Motivation von außen erst notwendig ist, scheint etwas mit der Unternehmensführung oder der Zielsetzung für den Mitarbeiter im Argen zu liegen. Wissend, dass kaum ein Wettbewerb tatsächlich bewertungsobjektiv fair verlaufen kann, ist die De-Motivation bereits mit dem verkünden, beispielsweise eines internen Wettbewerbes, vorprogrammiert. Statt gemeinsam ein Ziel zu erreichen, treiben Unternehmen Keile in Ihre Abteilungen und somit in ihr Unternehmen. Ist das produktiv? Wohl kaum!

Darüber hinaus zeigen diese Art von Events deutlich, dass fehlende Verständnis für Motivation. Unternehmen denken auch heute noch, dass Wettbewerb innerhalb des Unternehmens höhere Resultate erzielt. Stellen Sie sich vor: Sie sitzen in einem Ruderachter und jeder würde im Rahmen seiner Fähigkeiten und seiner Zielvorstellung losrudern! Jeder, der das einmal ausprobiert hat, weiß, dass ein Boot die Spur verliert und somit das Ziel! Zu diesem Beispiel gibt es eine treffende Managementanekdote:

„Beim traditionellen Neujahrsrudern verlor unsere Mannschaft haushoch gegen die Konkurrenz. Der Vorstand setzte eine Kommission ein, um die Gründe zu klären. Ergebnis nach neun Monaten: Wahrscheinlich lag es daran, dass im Boot acht Steuermänner saßen und nur ein Ruderer. Lösungsvorschlag des Vorstands: Den Ruderer besser motivieren.“
(Quelle Unbekannt)

Wann motivieren Events?

Events können durchaus Impulse geben, allerdings nur dann, wenn der Event Teil einer Maßnahme ist, der faktisch der dramaturgische Höhepunkt ist, wenn die möglichen und einflussnehmenden Negativfaktoren Teil der Strategie sind und im Vorfeld „ausgeräumt“ wurden. Wenn am Ende der Maßnahme der Teamgedanke, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gefördert wurde. Teams durch den Wald rennen lassen und am Ende EIN Team auf das Treppchen zu haben wird nicht der richtige Weg sein. Erfolgreiche Events sind so konzipiert, dass am Anfang bereits klar ist: Am Ende haben alle „gewonnen“! Und die Gewinne heißen Anerkennung, Zuneigung, Glück, Zufriedenheit, Freundschaft und SELBSTVERWIRKLICHUNG.

Wie seht ihr das? Könnt ihr Mario M. Flaschentraeger zustimmen? Seht ihr die Motivations-Wirkung von Events ähnlich kritisch oder gar nicht?

Bild: MMchen / Photocase.de

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