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Praxisbeispiel für nachhaltige Events Teil 2: Technik & Messebau der Karma-Konsum Konferenz

Von Katharina Stein 31.3.2015 ~10 Minuten Lesezeit

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Messebau und Technik sind zwei große Bereiche, in denen man viel für die Nachhaltigkeit einer Veranstaltung unternehmen kann. Im Fall der Karma-Konsum Konferenz 2014 nahm der Messebau hinsichtlich der Eventplanung jedoch einen kleineren Teil ein. Um dem Motto „Simplicity“ gerecht zu werden, wurde selbst auf die bestehenden und eingelagerten Bühnenaufbauten verzichtet. Die Veranstalter griffen in diesem Jahr mehrheitlich auf die vorhandene Ausstattung der Location zurück. Hierdurch konnten in ihrem Fall im Bereich der Logistik und dem Transportaufkommen zusätzliche Einsparungen erreicht werden. Das ist in der Form an Konsequenz wohl kaum zu überbieten, jedoch kein Muss – und im Fall von Marketing-Events wohl selten möglich.

Wenn man auf energiesparende und wiederverwendbare Bestandteile aus möglichst umweltfreundlichen Materialien (u.a. Lacke und Farben auf Wasserbasis), so wenig Müll wie möglich und eine optimierte Logistik achtet, ist damit schon viel getan. Hierunter müssen auch die Kreativität oder der Design-Anspruch nicht leiden – so manche Upcycling Ideen zeigen das sehr schön. Die möglichst lange Wiederverwendung sollte man übrigens nicht nur bei großen Bühnenaufbauten beachten, sondern auch bei kleineren Bestandteilen wie Displays. Beispielsweise verzichtet die Karma-Konsum Konferenz bei ihren Bannern auf Jahreszahlen und Partnerlogos, um sie jedes Jahr benutzen zu können!

Wenn wir im Bereich der Veranstaltungstechnik nachhaltiger arbeiten möchten, denken wir vornehmlich an energiesparendes Equipment wie LED Lampen. Diese haben natürlich auch eine große Bedeutung, jedoch hängt ein weiterer großer Teil der Einsparungen vom Umfang und Gewicht der Ausstattung ab. Um einen Rebound-Effekt zu verhindern, also die Einsparungen effizienter Technik durch Mehrgebrauch nicht wieder aufzuholen oder gar zu übertreffen, muss man sich parallel immer fragen, wie viel Technik oder welche Licht- oder Showeffekte wirklich notwendig sind. Ziel ist aber keineswegs eine karge Show! Es geht vielmehr um ein bewusstes Abwägen und Planen der notwendigen Mengen und des optimalen technischen Equipments, wie uns Technischer Projektleiter Frank Simon von Satis&Fy erklärte. Satis&Fy ist seit Jahren Partner der Karma-Konsum Konferenz und bemüht sich alljährlich um die bestmögliche, nachhaltige Ausstattung. Im Interview gibt Frank Simon uns einen aufschlussreichen Einblick in die getätigten Maßnahmen bei der Karma-Konsum Konferenz als auch in allgemeine, nachhaltige Möglichkeiten und Chancen – in der Veranstaltungstechnik und dem Messebau.

Interview mit Frank Simon von Satis&Fy über Nachhaltigkeit in der Veranstaltungstechnik

Katharina: Was habt ihr bei der Karma Konsum Konferenz 2014 unternommen, um sie nachhaltiger zu gestalten?

Frank-Simon-Satis&FyFrank Simon: 2014 benutzten wir die Bühnenelemente der IHK und sparten einen Teil des Lichts ein. Passend zum Motto Simplicity nutzten wir möglichst das, was uns die Infrastruktur des Hauses bietet (z.B. auch den IHK Beamer und die Hauslichtanlage). Bei der Ausleuchtung der Bühnensituationen nutzten wir einen Mix aus stromsparenden LEDs und konventionellen Movinglights, um entsprechende Lichtstimmungen zu erschaffen.

Bei der Tonanlage kann man nicht sehr viel einsparen, die Verstärker benötigen Leistung, sonst wird das nichts mit der „klaren und satten“ Ausspielung des Klangs über die Lautsprecher. Aber da tut sich, zumindest was das Gewicht der Lautsprecher angeht, viel in der Branche.

Bei der Nutzung der Logistik arbeiten wir möglichst platz- und gewichtssparend und versuchen mit so wenigen Transporten wie möglich unser Ziel zu erreichen. 2014 war es etwas tricky, da das IHK Gebäude renoviert wurde und wir nicht mit einem großen 40t LKW an das Gebäude heran fahren konnten. So wurden zwei kleinere 7,5 Tonner benutzt, was aber die Flexibilität erhöte. Alles kann man nicht immer erfüllen.

K: Allgemein geht man davon aus, dass Nachhaltigkeit teurer ist. Ist das bei der Eventtechnik auch so?

Frank Simon: Jein. Man kann, andersherum gedacht, aber auch viel einsparen, indem man z.B. Material wiederverwendet. Das spart nicht nur Energie, im Sinne der Umwelt sondern auch Kosten. Beispielsweise wenn alles nicht immer wieder neu gebaut oder gedruckt (Displays) werden muss. So lagert man das Material ein und holt es wieder hervor, wenn es benötigt wird. Solange Locations jedoch noch Strompauschalen verkaufen, was den Anreiz Energie zu sparen natürlich erst einmal zu Nichte macht, sollte man eben versuchen mit nachhaltigerem Verhalten von unserer Seite aus Kosten zu sparen.

Zum Beispiel spart man Klebeband ein; hier benutzt Satis&Fy eine Art Gummis (Spannfixe), um Kabel zu befestigen oder zusammen zu halten. Diese können nach dem Event wieder abgenommen und erneut genutzt werden.

In den meisten Fällen geht es beim Thema Nachhaltig- und Sparsamkeit im Technikbereich jedoch um Kleinigkeiten, welche aber schlussendlich eine große Wirkung auf die ganze Veranstaltung haben können. Hier sei als Beispiel die genaue Definition der Menge an Strom und Datenkabeln, welche man auf einer Veranstaltung benötigt, genannt. Je genauer hier geplant wird, desto weniger Gewicht haben wir zu transportieren und somit werden eventuell statt 4 nur 3 LKWs benötigt. Das heißt natürlich weniger Emissionen für eine sauberere Umwelt.

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K: Überraschend, da man beim Thema Nachhaltigkeit und Eventtechnik hauptsächlich an das Equipment wie LED Lampen denkt.

Frank Simon: Diese Technik ist heute schon sehr weit Fortgeschritten und, was ihren Verbrauch angeht, sehr stromsparend. Die Lampen werden immer kleiner, leichter, bleiben aber leistungsstark in Bezug auf ihre Lux Zahlen (Helligkeit). Hier liegen die Vorteile wieder auf Seiten a) der Logistik (Gesamtgewicht/Menge) und b) des Personals (Auf- und Abbauzeiten, Menge der eingesetzten Personen). Das schafft natürlich Raum für Einsparungen, was wiederum Energie und Emissionen einspart. Ein klarer Pluspunkt für die Nachhaltigkeit.

K: Wie kommen nachhaltige Angebote bei Kunden und Agenturen an?

Frank Simon: Die meisten wollen eine gute Show für ein möglichst kleines Budget, Nachhaltigkeit steht da eher an zweiter Stelle. Nun liegt es da ja an uns die Informationen, was Nachhaltigkeit für einen Stellenwert in unserem Unternehmen besitzt, direkt an den Kunden zu kommunizieren.

Zum Beispiel hatten wir einen Teppich im Portfolio, der auf Basis von Maisstärke entwickelt wurde. Man muss wissen, dass Teppich zu den häufigsten Wegwerfprodukten im Eventbereich gehört. Kunden, denen wir diesen Teppich offerierten, waren sehr an der „Nachhaltigkeit“ eben jenes Produktes interessiert – sie wollten auch ein Teil der Gesellschaft sein, die bewusst Umweltschutz betreibt. Am Ende scheiterte es leider daran, dass der Hersteller seine Produktion einstellen musste, weil nur wenige diesen Teppich in ihr Portfolio aufnahmen und damit nicht genug Geld zu verdienen war.

Schade, aber das ist eben der Nachteil in der heutigen gewinnorientierten Gesellschaft – am Ende muss Geld verdient werden und da haben der allgemeine Drang nach „sauberer“ Luft und einer „lebenswerten“ Umwelt noch keinen Vorrang.

K: Wiederverwertung oder Einlagerung sind natürlich auch gute und wichtige Aspekte, jedoch nicht immer machbar. Gibt es Alternativen?

Frank Simon: Manchmal werden Holz und Restmaterialien, die nicht mehr benötigt werden, lokalen Firmen angeboten. Oft nutzen wir da Kontakte im Ausland. Die Firmen kommen dann vorbei und holen sich die Materialien ab. So spart man Fahrzeuge (Material müsste wieder zurück). Oftmals darf auch nicht wieder ausgeführt werden, sodass man für teuer Geld Container bestellen muss, damit alles entsorgt werden kann. Das kann man sich und letztendlich auch der Umwelt ersparen.

K: Was macht ihr intern im Betrieb, um nachhaltiger zu sein?

Frank Simon: Die Mülltrennung wird bei uns recht streng eingehalten. Darüber hinaus haben wir seit über 10 Jahren eine Solaranlage auf dem Dach. Eine Klimaanlage haben wir nur in minimaler Ausführung im alten Gebäude, im neuen Gebäude wurde darauf verzichtet. Und dann sind es natürlich auch so Kleinigkeiten wie immer das Licht und den PC ausmachen, wenn sie nicht benötigt werden. Das liegt an jedem selbst, spart aber auch über das ganze Jahr gesehen immens Geld und schont somit die Umwelt.


Satis&Fy Gemeinwohl-Bilanz
gemeinwohl-oekonomie-logoNeben den obigen Maßnahmen hat Satifs&Fy auch eine Gemeinwohl-Bilanz für die Jahre 2012/2013 veröffentlicht. Hinter der Gemeinwohl-Bilanz steht der Verein zur Förderung der Gemeinwohlökonomie und eine Bewegung, die wirtschaftlichen Erfolg neu definieren möchte. Anstatt sich alleine am Gewinn zu orientieren, messen sich teilnehmende Firmen vielmehr an ihrem Beitrag zum Allgemeinwohl. In einem ausführlichen Bericht werden interne positive, aber auch negative Strukturen transparent durchleuchtet – regen zum internen Hinterfragen an und sind zudem öffentlich für jeden einsehbar. Mittels externem Audit wird der Beitrag in Punkten gemessen: Satis&Fy kam auf 247 von 1000 Gemeinwohlpunkten.


K: Kurz und auf den Punkt: Worauf sollte man für eine nachhaltigere Event-Technik achten?

Frank Simon: Da wie gesagt, im Bereich der Technik nicht mehr so viel rauszuholen ist, sind es eher andere Aspekte, auf die man achten sollte.

1. Wahl der Location: Kann die Halle z.B. erst nach dem Ausladen zu 100% geheizt werden, damit Strom gespart werden kann?

2. Das Volumen und die Menge an die Veranstaltung angleichen: Mehr Equipment benötigt nicht nur mehr Strom, sondern auch mehr LKWs, welche natürlich dann auch mehr Abgase in die Umwelt pusten. Mehr Equipment benötigt oftmals auch mehr Personal. Hier ist dann die Logistik gefragt (wer fährt mit wem und zu wievielt zum Veranstaltungsort).

3. Der Strombedarf der einzelnen Gewerke sollte im Auge behalten werden, sodass möglichst allerneuste Technik zum Einsatz kommt, damit der „grüne Daumen“ auch bewusst zu spüren ist (Stromabrechnung vor Ort).

4. Diverse Materialien wenn möglich wiederverwenden bzw. rechtzeitig die vor Ort zu benötigten Mengen eruieren, um Platz und Gewicht beim Transport sparen zu können.

5. Der soziale Aspekt bei der Arbeit gehört auch noch dazu! Der Umgang mit Mitarbeitern sollte immer fair sein. Vernünftiges Essen und Trinken, ebenso wie die Arbeitszeiten im Auge zu behalten und einen netten Umgangston pflegen, seien hier zu nennen. Dies ist immens wichtig! Dann haben alle auch Lust etwas mehr als normal zu tun – auch für die Umwelt!

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Technik- und Messebau-Maßnahmen bei der Karma-Konsum Konferenz 2014:

  • Einsatz energieeffizienter Veranstaltungstechnik durch Technik-Partner Satis&Fy
  • Einsatz langlebiger Produkte, Wiederverwertung und Recycling von Veranstaltungsmaterial, z.B.:
    Banner im Veranstaltungs-Design ohne Jahreszahl oder Partner-Logos, damit sie jedes Jahr wieder verwendet werden können. Bühnenaufbauten mit Karma-Konsum-Branding (Grüne Bühne) wird bei Satis&Fy eingelagert, 2014 wurden aber mehrheitlich die vorhandene Ausstattung und Bühne der IHK genutzt und die Logistik minimiert
  • Einsatz energieeffizienter Veranstaltungstechnik (Energy Star, EU-Label, etc.)
  • Energieeffiziente Beleuchtungstechnik (Mix aus LED und konventionellen Movinglights)
  • Messebau: Verwendung wasserbasierter Farben und Lacke (Lösungsmittelfrei)
  • Messebau: Weiterverwendung von Bauteilen für Folgeprojekte (besonders Metall-, System- und Holzbauteile)
  • Messebau: Maximale Reduzierung von Verpackung und Transporten (intelligente Logistik)

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