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Experience Design: Wie gestaltet man ein Erlebnis? – Studie der Ohio State University

Von Katharina Stein 13.5.2019 ~4 Minuten Lesezeit

Wie begeistert man Menschen für etwas? Wie gestaltet man ein Erlebnis? Eine alltägliche Frage in der Live-Kommunikation. Unsere Antworten beinhalten zumeist beeindruckende und aufwändige Installationen, Bühnen und Shows. Doch im letzten Jahr haben sich auch ForscherInnen der Ohio State University dieser Frage gewidmet. Ihre Antwort ist deutlich unaufgeregter und schlichter: Indem man bekannte Dinge auf neue Weise konsumiert.

Unkonventionelle Ersterfahrungen lassen Popcorn besser schmecken

Die ForscherInnen führten vier Experimente durch. Für eine dieser Studien nahmen 68 Personen an einem angeblichen Experiment zum Thema „langsames Essen“ teil. Die Hälfte der Menschen aß 10 Stücke Popcorn mit ihren Händen, eines nach dem anderen. Die andere Hälfte aß das Popcorn einzeln mit Essstäbchen.

Anschließend bewerteten die Teilnehmer die Erfahrung anhand verschiedener Gesichtspunkte. Unter anderem, wie sehr sie das Popcorn genossen haben, wie geschmackvoll es war und wie viel Spaß es machte, es zu essen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer, die das Popcorn mit Stäbchen aßen, mehr Spaß hatten als die, die ihre Hände benutzten. Diejenigen, die Essstäbchen verwendeten, gaben an, dass sie sich mehr in die Erfahrung versunken fühlten, dass der Geschmack intensiver war und sie sich auf das Essen konzentrierten.

Die ForscherInnen ließen das Experiment wiederholen. In diesem zweiten Versuch genossen alle das Popcorn gleichermaßen und fühlten sich gleichermaßen eingetaucht, unabhängig davon, wie sie es aßen. Der Effekt und Unterschied war wieder verschwunden.

„Dies legt nahe, dass Essstäbchen den Genuss steigern, weil sie eine ungewöhnliche Ersterfahrung bieten, nicht weil sie eine bessere Möglichkeit sind, Popcorn zu essen“, so die ForscherInnen.

Ein Video auf unkonventionelle Art anzuschauen, macht das Video besser

In einer weiteren Studie schauten sich Teilnehmer dreimal hintereinander ein einminütiges Video an. Das Video zeigte eine aufregende Motorradfahrt, die mit einer GoPro-Kamera aus der Sicht des Fahrers aufgenommen wurde. Alle Teilnehmer sahen es sich zweimal an und bewerteten, wie sehr sie es nach jeder Betrachtung genossen hatten.

Die dritte Betrachtung war jedoch bei einigen Teilnehmern anders. Ein Drittel wurde gebeten, die Videos mit einer „Handbrille“ anzuschauen. Daumen und Zeigefingern bildeten dabei Kreise um die Augen und zwangen die Betrachter den Kopf hin und her zu bewegen, um der Fahrt zu folgen. Für ein weiteres Drittel der Teilnehmer wurde das Video auf den Kopf gestellt. Das letzte Drittel sah das Video auf herkömmliche Weise.

Wie erwartet, zeigten diejenigen, die das Video auf herkömmliche Weise sahen, beim dritten Betrachten weniger Spaß. Diejenigen, die das Video verkehrt herum sahen, haben es nicht sonderlich genossen, weil das Betrachten zwar unkonventionell, aber auch störend war. Diejenigen, die sich das Video mit einer „Handbrille“ anschauten, haben es mehr als die anderen Gruppen genossen.

Aber haben die Teilnehmer das Video genossen – oder gefiel ihnen einfach nur die seltsame Erfahrung? Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die unkonventionelle Art des Betrachtens das Video tatsächlich attraktiver machte.

Nach der Studie boten die ForscherInnen den Teilnehmern an, das Video herunterzuladen, um es zu behalten. In der Gruppe, die das Video mit der „Handbrille“ sahen, luden dreimal mehr Menschen das Video herunter. „Sie dachten tatsächlich, dass das Video besser war, weil die Handbrille sie dazu veranlasste, dem, was sie sahen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als sie es sonst hätten“, deuten die ForscherInnen. „Sie waren mehr in das Video eingetaucht.“

Fazit & tl;dr

Eine Studie hat herausgefunden: Popcorn mit Essstäbchen zu essen, bereitet Freude und lässt das Popcorn besser schmecken! Die Schlussfolgerung: Alltägliche Dinge bewusst überraschend und unkonventionell zu erleben, macht Spaß, fokussiert auf die Handlung und lässt die Menschen darin aufgehen. Nicht zuletzt nehmen sie das Produkt als leckerer, interessanter oder besser wahr.

Das sollte uns daran erinnern, nicht ganz so komplex zu denken. Manchmal sind die kleinen Erlebnisse die deutlich besseren!

Es muss also nicht unbedingt die überdimensionierte Rauminstallation sein. Womöglich wäre die viel bessere Option zu überlegen, wie man das zu präsentierende Produkt oder Thema ungewöhnlich konsumieren oder erleben kann. „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht“ könnte ein Experience Design Ansatz sein.

Quelle: Pressemeldung der Ohio State University

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