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Ein Expo Pavillon entsteht: Vom Briefing zum Konzept – Deutscher Pavillon 2020 – Teil 1

Von Katharina Stein 15.11.2018 ~5 Minuten Lesezeit

Kaum ist die Weltausstellung 2017 in Astana beendet, befindet sich die nächste schon in Arbeit. Aufgrund von Corona wird sie ein Jahr später vom 1. Oktober 2021 bis zum 31. März 2022 [Update 2020] in Dubai unter dem Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ stattfinden. Die Ausschreibung haben Facts and Fiction und Adunic als ARGE Deutscher Pavillon gewonnen. Für die Architektur sind Lava Architekten mit an Bord. Gemeinsam mit Kreativdirektor Andreas Horbelt, der den Wettbewerb um den Deutschen Pavillon zum zweiten Mal in Folge gewonnen hat, haben wir uns das Konzept und die Entstehung eines Expo Pavillons genauer angeschaut.

Ein Expo Pavillon entsteht: Vom Briefing zum Konzept

Ein Expo Pavillon ist ein Prestige- und Großprojekt. Für das Ausstellerland und die betreuenden Firmen. Von der Ausschreibung bis zur Realisierung vergehen gut drei Jahre. 50 Millionen Euro werden in Dubai investiert. Dabei kann man über Sinn und Zweck streiten. Ebenso wie über die Akzeptanz menschenrechtlich fragwürdiger Zustände in manchen Gastgeberländern – wie beispielsweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kasachstan oder China (Zwangsumsiedlungen, Zensur zur Expo 2010). Doch irgendwie faszinieren uns die Konzepte und Ausmaße der Pavillons trotzdem. Aber wie sieht so eine Teilnahme an der Weltausstellung in der Praxis tatsächlich aus? Was gibt das Briefing vor und wie entsteht das Konzept?

Kurzes Briefing, viele Freiheiten?

Wie jede Ausschreibung beginnt auch ein Expo Pavillon mit dem Briefing. Das kommt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und konzentriert sich vornehmlich auf die Erfüllung zentraler, kommunikativer Ziele. „Die wichtigsten Anforderungen“, erzählt Andreas, „sind das Hauptthema, mit dem sich Deutschland als innovatives Land positionieren möchte, die Ausrichtung auf eine Zielgruppe aus ’normalen Bürgern‘ und ein Edutainment Ansatz“.

Im Gegenteil zu regulären Projekten einer Live-Kommunikations Agentur, bietet ein Expo Pavillon eine seltene, inhaltliche Freiheit. Solange man das Briefing sowie bauliche Anforderungen wie z.B. die Barrierefreiheit im Auge behält, hat man keine großen, kreativen Einschränkungen seitens der Auftraggeber zu befürchten, weiß Andreas aus nun schon mehrmaliger Erfahrung. „Ihr seid die Kreativen“, heißt es dann. Das sieht bei regulären Agenturprojekten und Auftraggebern zumeist anders aus.

Doch trotz der vielen Freiheiten sind die Deutschen Pavillons der letzten Weltausstellungen in ihrer Tonalität recht ähnlich. Die kreative Grenze zieht das Wissen um die Erwartungshaltung der Auftraggeber. Jedes Land hat einen eigenen Ansatz entwickelt, erzählt Andreas. Großbritannien bevorzugt zum Beispiel die eine “große Geste”. Deutschland zieht dagegen das Konzept des Edutainments vor: Sachverhalte, Themen, Ideen und Projekte sollen in einer ausführlichen Ausstellung unterhaltsam erklärt werden. Wenn man die Ausschreibung gewinnen möchte, sollte man sich daran orientieren. Die kreative Freiheit ist somit durchaus eingeschränkt, weniger im Kleinen, sondern im großen, übergreifenden Konzept. So erklärt es sich, warum es trotz unterschiedlicher Konzepte oft auf einen grundsätzlich ähnlichen, von manchen sogenannten Streberpavillon hinausläuft.

Mit diesem Maß an konzeptioneller Freiheit geht aber auch eine schiere Menge an Aufgaben einher. Die Agentur übernimmt die Rolle des Kurators, der die kompletten räumlichen, konzeptionellen sowie inhaltlichen Arbeiten (mit)entwickelt und betreut. Schon alleine die Einreichung umfasst über 400 Seiten mit ausformuliertem Text! Dementsprechend viel Arbeit, Zeit und Geld fließen dort ein. Für den Pavillon in Dubai waren alleine für den Pitch über 30 Personen in verschiedenen Firmen und Gewerken beteiligt. Früher waren Einreichungen ein großes Risiko. So manche Agentur strauchelte nach einem verlorenen Pitch. Mittlerweile wird ein angemessenes Pitchhonorar gezahlt, so Andreas.

Zuerst die Geschichte, dann die Inhalte

Inhaltlich beginnt die Arbeit des Konzeptioners mit der übergeordneten Idee, der Geschichte, in der die Ausstellungsinhalte verpackt werden sollen. Interessant finde ich, dass zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht feststeht, welche Inhalte den Pavillon füllen werden. Zwar beinhaltet das Briefing erste Vorschläge, diese sind aber nicht bindend. Zudem werden wissenschaftliche Berater bereits früh eingebunden, um zumindest einen groben inhaltlichen Fahrplan bei solch fachspezifischen Themen zu haben. Doch die tatsächlichen Ausstellungsinhalte sowie Projekte werden erst danach gezielt recherchiert und in die Idee eingepasst.

» Hier weiterlesen – Teil 2: „Viele Inhalte, eilige Besucher und Instagramability“


Die Idee: Campus Germany

Deutschland wird 2021 den Schwerpunkt Nachhaltigkeit aufgreifen. Deutsche Innovationen und Lösungen rund um dieses Thema sollen unterhaltsam und überraschend, haptisch sowie digital vermittelt werden. Das Konzept präsentiert Deutschland als einen Campus, einen „Ort des Wissens, Forschens und persönlichen Austauschs“. Besucher werden zu Beginn „immatrikuliert“ und durchlaufen ein „Curriculum“ durch das „Energy Lab“, das „Future City Lab“ und das „Biodiversity Lab“, so die zentrale Idee.


Dies ist der 1. Teil einer Artikelreihe.
» Zu Teil 2: “Viele Inhalte, eilige Besucher und Instagramability”
» Zu Teil 3: „Das Nicht-Sichtbare und die Nachhaltigkeit“„>

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