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multisense Special – Eindrücke & Grundbegriffe der Multisensorik

Von Katharina Stein 13.4.2011 ~5 Minuten Lesezeit

„In keiner anderen menschlichen Tätigkeit wird so viel Geld verschwendet wie im Marketing.“ Mit diesem Zitat von Al Ries und Jack Trout eröffnete Stefan Köster, Mitinitiator des multisense Forums, den vierten Tag des multisense Specials am 7. April 2011 auf der Hannover Messe. Das Grundrauschen der Werbebranche ist heute so groß, dass die meisten Marketing-Aktivitäten einfach verpuffen. Mit gezielter Relevanz, einem konkreten Fokus und unter Einbezug möglichst vieler Sinne, die die Wirkung signifikant verstärken, lässt sich dem entgegen wirken. Jedoch benötigt man für immer differenziertere Werbung auch immer speziellere Informationen. Nicht nur Erfahrungen aus der Praxis sondern auch Ergebnisse der Wissenschaft! Und diese Brücke schafft das multisense Forum – und fördert die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Marketing.

Mit dem multisense Special auf der Hannover Messe widmete man sich zusammen mit dem FAMAB der Live-Kommunikation. Insgesamt sechs spannende und inhaltlich mal wieder hochkarätig und sehr gehaltvoll besetzte Vorträge. Nur am Anmeldevorgang haben wir ein bisschen rumzumäkeln. Warum muss man sich per Fax anmelden, um dann per Post ein Ticket zu erhalten, auf dem ein Code vermerkt ist, den man dann wieder für eine Online-Registrierung nutzt? Nun ist das Papier und das Faxgeräusch sicherlich ein sinnliches Erlebnis, aber Sinn sollte es auch noch machen.

Christof Gurland – Grundbegriffe der Multisensorik

Bei unserem Besuch am 7. April 2011 berichtete Christof Gurland, Gründer der Agentur Cadrage, über die erfahrbare, interaktive Live-Kommunikation. Aus diesem Workshop sind ein paar interessante, wichtige Grundbegriffe und Ansätze der Multisensorik hervorgegangen, die wir für euch zusammengefasst haben.

Der sechste Sinn:
Der sechste Sinn wird landläufig als etwas übersinnliches verstanden. Das kann man jetzt esoterisch sehen, oder aber man versteht den sechsten Sinn als ein Zusammenspiel aller Sinne. Der Mensch verarbeitet Eindrücke nicht einzeln, er nimmt sie in ihrer Gesamtheit als ein Bild wahr. Der Einsatz von Reizen sollte also ebenso eine Geschichte oder eine stimmige Komposition sein.
Unser Gehirn ist aber noch besser: je nach Situation – z.B. Gefahr oder Ruhe – wird mal der eine Sinn, mal der andere Sinn fokussiert. Je nachdem welche Emotionen man anstrebt, welche Situation gerade vorherrscht, sollte man also auch wissen welcher Sinn besonders aktiv ist und diesen ansprechen!

Nah- & Fernsinne:
Gerade in der Live-Kommunikation unterscheidet man zwischen nahen und fernen Sinnen. Sprich Sehen und Hören können wir auch bei weiteren Entfernungen, danach folgen Riechen und das Empfinden von Temperatur. Am nähesten müssen wir für das Tasten und Schmecken sein. Gerade bei z.B. einem Messestand muss man beim Einsatz von Reizen die Entfernungen für eine wirkungsvolle Ansprache berücksichtigen.

Jeder Sinn hat seine eigenen Stilmittel:
Am bekanntesten sind uns Stilmittel aus Texten. Ein „Du“ oder ein „Sie“, eine formale, wissenschaftliche oder umgangssprachliche Form. All das formt einen Eindruck, spricht uns an oder aber auch nicht. Solche Stilmittel gibt es jedoch für jeden Sinn bzw. Kanal. Dies gibt es bei Bildern, Videos, einer Textur oder einer Form. Etwas Rundes kommuniziert etwas anderes als etwas Eckiges – langsame Bildabfolgen vermitteln eine andere Stimmung als schnelle! Dies gilt es zu beachten und nicht willkürlich nach eigenem Geschmack Formen oder Farben auszuwählen, die sich in ihrer Aussage dann widersprechen.

Gestaltungsgesetze bei visuellen Reizen:
Wenn man weiß, dass Gegenstände unter gewissen Bedingungen vom Menschen automatisch in Verbindung gesetzt werden, kann man schön damit spielen. Also aufgepasst: Gegenstände, die 1. im gleichen Raum stehen (nicht soo überraschend), 2. sich gleichzeitig bewegen und 3. die miteinander verbunden sind, werden von unserem Gehirn automatisch in Zusammenhang gesetzt!

Reizstärke:
Jeder Sinn hat eine eigene Reizstärke. Beispielsweise werden Gerüche sehr schnell erkannt. Dieser Sinn ist sehr empfindlich und sensibel. Visuelle Reize dagegen werden häufiger aussellektiert oder übersehen. Sprich mit Düften sollte man vorsichtig umgehen, visuelle Reize dürfen ruhig etwas intensiver genutzt werden – aber nicht übertreiben ;)

Andererseits können auch zwei visuelle Eindrücke miteinander konkurrieren und sich stören. Christof Gurland demonstrierte das anhand des Stroop-Effekts, bei dem Henning als Proband diente und sämtliche Rekorde schlug ;). Versucht es mal selbst: zählt so schnell wie möglich die tatsächlichen Farben der im rechten Kasten stehenden Worte auf – nicht die Worte lesen!
Bei diesem Effekt stehen die Farbe und ein Wort in Konflikt miteinander. Dabei erschwert uns das geschriebene Wort, das wir instinktiv sofort lesen, die Farbe zu verarbeiten bzw. die Farbe zu bestimmen.

Das heißt, dass wir beim Einsatz von Reizen auf ihre Reizstärke Rücksicht nehmen, Konflikte vermeiden und ein Gleichgewicht herstellen müssen.

Beispiel für den Einsatz akustischer Reize:
Ein witziger oder zielgruppenspezifischer Klingelton wird von vielen Menschen gerne und freiwillig genutzt und ist damit tagtäglich präsent. Christof Gurland wundert sich immer wieder darüber, wie selten Klingeltöne als akustischer Werbe-Kanal genutzt werden.

Bosch hat das vor längerer Zeit genutzt und sich etwas witziges einfallen lassen! Für die handwerklichorientierte Zielgruppe verband Bosch einen Klingelton mit einem produkttypischen Geräusch – ein kraftstrotzendes und unter der Zielgruppe begeisterndes Geräusch eines Betonbohrers! Auf jeder Baustelle ein „Hinhörer“ und eine tolle Werbung.

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